: Streit um die Scheune
Bauexperten kritisieren den Standort für das geplante Museum der Moderne am Kulturforum
Bauexperten haben Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wegen ihrer Standortentscheidung für das sogenannte Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin scharf kritisiert. Bei einer Anhörung im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag sagte der frühere Berliner Senatsbaudirektor Hans Stimmann, Grütters habe sich „im Stil eines autoritären Herrschers“ für ein Grundstück zwischen der Neuen Nationalgalerie und der Berliner Philharmonie entschieden. „Das war eine einsame Entscheidung und alle anderen haben die Hacken zusammengeknallt.“
Auch die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Christine Edmaier, nannte es bedauerlich, dass Grütters einen anderen Standort festgelegt habe als in einem Gutachten empfohlen. Allerdings habe sich Berlin auch nicht entsprechend gewehrt, sagte sie. Das Gutachten hatte einen etwas abgelegeneren Bauplatz hinter statt neben der Neuen Nationalgalerie empfohlen.
200 Millionen vom Bund
Das Museum für die Kunst der Moderne soll nach einem Bundestagsbeschluss von 2014 für rund 200 Millionen Euro am Berliner Kulturforum in der Nähe des Potsdamer Platzes entstehen. Die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron setzten sich in einem Wettbewerb für die Umsetzung durch. Ihr Entwurf war von vielen Architekten und Architekturkritikern wegen seiner Banalität scharf kritisiert und als „Scheune“ und „Discounter“ bezeichnet worden.
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wies die Kritik in der Sitzung des Ausschusses zurück. Das jetzt geplante Grundstück sei größer als das ursprünglich favorisierte. Es biete deshalb ein ganz anderes Potenzial für das „großartige Museum“, das Berlin dringend brauche.
Der Architekt Stephan Braunfels, der selbst ein Konzept für die Gestaltung des seit Jahrzehnten umstrittenen Kulturforums entwickelt hat, nannte den Entwurf von Herzog & de Meuron eine riesige Scheune. „Das Fatalste ist, dass mit dieser Scheune alle stadträumlichen Chancen des Kulturforums zerstört werden.“
Edmaier schlug vor, dafür die angrenzende Potsdamer Straße stärker als Stadtraum zu nutzen. „Man kann nicht das Museum auf Teufel komm raus an die Potsdamer Straße stellen und sich dann nicht um die Potsdamer Straße kümmern“, sagte die Präsidentin der Architektenkammer.
Parzinger regte eine stärkere Zusammenarbeit aller Kulturinstitutionen auf dem Areal an. Dadurch könne durchaus ein neuer Stadtraum am Kulturforum entstehen. (dpa)
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