das portrait: Der Pfälzer Torsten Lieberknecht ist ein Braunschweiger Jung’
Thorsten Lieberknecht atmete tief durch. Der knappe, aber verdiente 2:1-Heimerfolg gegen Jahn Regensburg am Sonntag stellte für die Braunschweiger Eintracht einen halbwegs beruhigenden Fünf-Punkte-Abstand zur Abstiegszone der Zweiten Liga her. Doch der derzeitige zwölfte Tabellenplatz ist für Lieberknecht alles andere als befriedigend. Waren er und sein Team doch in die Saison gestartet, um am Ende erneut an der Tür zur Ersten Bundesliga anzuklopfen und nicht, um den Sturz in die Drittklassigkeit zu verhindern.
Lieberknecht kennt dieses Auf und Ab zu Genüge. Seit nunmehr fast zehn Jahren ist er Trainer des niedersächsischen Vereins – eine für den modernen Profifußball fast unglaubliche Kontinuität. 2008 übernahm der damalige Jugendtrainer für die letzten drei Spieltage die erste Braunschweiger Mannschaft und schaffte mit ihr am allerletzten Spieltag noch die Qualifikation für die neue Dritte. Liga. Es folgten der Aufstieg in die Zweite (2011) und in die Erste Bundesliga (2013). Der Abstieg im nächsten Jahr kratzte etwas am Nimbus des Publikumslieblings, aber immerhin gelang es ihm die nächsten Jahre, seine Mannschaft auf den oberen Plätzen der Liga zu halten.
Und die blaugelbe Anhängerschaft liebt Lieberknecht. Er ist für sie ein Braunschweiger Jung’– auch wenn er in der Pfalz geboren ist und seine fußballerische Karriere in einem Kaff mit dem unschönen Namen „Haßloch“ begann. Verlassen kann sich der Trainer vor allem auf die aktive Fanszene: „Lieber Knecht als Klüngel“ verkündete ein Transparent der Ultras Anfang Februar, die damit gleichzeitig auch die ungeliebte Vereinsführung attackierten.
Lieberknechts Vertrag läuft zwar noch bis 2020, aber in der derzeitigen sportlichen Situation scheint nichts sicher. Zuletzt kursierten Gerüchte um einen Wechsel zu Union Berlin, die Lieberknecht umgehend dementierte: „Das ist meinem Trainerkollegen André Hofschneider gegenüber nicht fair.“ „Ich bin hier, bleibe hier und brenne“, so Lieberknechts eindeutiges Statement. Axel Klingenberg
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