: Hertha macht nicht rüber
Senat und Verein wollen bis Ende April prüfen, wo der Fußball-Bundesligist künftig spielen wird
Von Bert Schulz
Hertha BSC bleibt ein Berliner Fußballverein. In der Debatte über die künftige Spielstätte des Bundesligisten waren sich Club und Senat am Donnerstag darin einig, dass nur noch zwei Möglichkeiten bestehen: Entweder wird das unter Denkmalschutz stehende Olympiastadion fußballgerecht umgebaut – oder es wird auf dem Olympiagelände ein neues reines Fußballstadion errichtet. Die ebenfalls diskutierte Option, eine reine Fußballarena im brandenburgischen Ludwigsfelde zu bauen, ist endgültig vom Tisch. Dies teilte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit.
Schon seit Langem hält Hertha BSC das 70.000 Sitzplätze fassende Olympiastadion für zu groß. Zudem sind dort die Tribünen weiter vom Spielfeld entfernt als bei einem reinen Fußballstadion. Deswegen, so das Argument des Fußball-Bundesligisten, sei die Stimmung im Stadion nicht so gut wie in anderen Stadien.
Deshalb hatte Hertha damit gedroht, jenseits von Berlin ein neues Stadion zu errichten. Für die Stadt und den Senat, aber auch für den Club selbst wäre das ein herber Imageverlust gewesen – die Mitglieder hatten sich auch gegen diese Option ausgesprochen.
Vor diesem Hintergrund ist weniger die Einigung zwischen Hertha-Präsident Werner Gegenbauer und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) auf die beiden verbleibenden Optionen in Berlin interessant, sondern vielmehr die Ankündigung, dass bis Ende April beide Varianten noch einmal „vertieft auf Umsetzung, Kosten sowie auf die wirtschaftlichen und sportlichen Auswirkungen geprüft“ werden sollen, wie es die Innenverwaltung formulierte. Offenbar soll bald darauf eine Entscheidung fallen.
Doch gegen beide Möglichkeiten sprechen viele Argumente. Pläne zum Umbau des Olympiastadions sind bei Leichtathleten auf scharfe Kritik gestoßen. Zudem ist das für die Olympischen Spiele 1936 erbaute Rund erst 2006 für rund 250 Millionen Euro umgebaut und saniert worden – damit es fit war als Austragungsstätte der Fußball-WM 2006. Als ziemlich unkalkulierbar gilt der finanzielle Aufwand für einen Umbau, etwa durch ein versenkbares Spielfeld. Gegen einen Neubau auf dem Olympiagelände haben Denkmalschützer große Bedenken; unklar ist bisher, welche der größeren Flächen – das Maifeld oder das Reiterstadion – dafür genutzt würden.
Trotz dieses ungelösten Streits betonten Senat und Verein am Donnerstag, dass man an Lösungen orientiert sei: Das Gespräch habe in „vertrauensvoller“ Atmosphäre stattgefunden, beide Seiten verfolgen das Ziel, „eine gute und darstellbare Lösung sowohl für das Land Berlin also auch für Hertha BSC zu finden“. Man darf also gespannt sein.
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