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Wie schön!Aber auch „gut“?

Wer möglichst keine chemischen Inhaltsstoffe an seinen Körper lassen möchte, greift zu Naturkosmetik. Der Begriff ist jedoch nicht geschützt

Auch eine wichtige Frage: Lässt sich ein Produkt gut verteilen? Foto: Daniel Karmann/picture alliance 


Von Ansgar Warner

Natürlich schön sein, ohne Chemie und ohne schlechtes Gewissen gegenüber der Umwelt, das möchten immer mehr Deutsche: Pro Jahr geben sie mehr als eine Milliarde Euro für Naturkosmetik aus. Seit 2007 hat sich der Umsatz mit diesen Produkten damit verdoppelt, der Anteil am gesamten Kosmetikmarkt nähert sich der 10-Prozent-Marke.

Doch ist das, was da gekauft wird, wirklich natürlich oder nur organische Chemie, also künstlich? Genau hinschauen lohnt sich, denn grün ist aber im Zweifelsfall nur die Verpackung, „Naturkosmetik“ als Begriff wird vom Gesetzgeber nicht geschützt wie etwa „bio“. Experten von Stiftung Warentest wie auch Öko-Test raten deswegen: immer genau ins Kleingedruckte blicken, und am besten auf gesiegelte Produkte zurückgreifen. Am weitesten verbreitet ist das BdiH-Siegel für „Kontrollierte Naturkosmetik“, besonders strenge Kriterien legt das „NaTrue“-Siegel an. Label wie „Leaping Bunny“, der „Hase mit schützender Hand“ sowie das „Vegan“-Siegel garantieren zudem, dass das Produkt tierversuchsfrei hergestellt wurde.

Auch in puncto Fairness sind Siegel eine gute Idee: „Wer sicher sein möchte, dass Produkte fair gehandelt sind, verlässt sich am besten auf das originale Fair­trade-Label“, rät etwa die Redaktion von Öko-Test. Das gut etablierte Label schaffe am meisten Transparenz und finde sich außerdem auch auf vielen Lebensmitteln.

Zu chemischen Inhaltsstoffen, die man allein schon aus gesundheitlichen Gründen vermeiden sollte, gehören zum Beispiel Konservierungsstoffe, künstliche Duftstoffe, UV-Filter oder Weichmacher. Mit solchen Ingredienzen handelt man sich eine ganze Palette von Risiken ein: Manche Substanzen stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein, andere lösen Allergien aus oder können Krebs verursachen. Wegen solcher und ähnlicher Zutaten sind bei Tests der Zeitschrift Öko-Test konventionelle Make-up-Produkte in den letzten Jahren regelmäßig durchgefallen, zertifizierte Naturkosmetikprodukte dagegen schneiden im Vergleich deutlich besser ab.

Im April 2017 etwa schaffte beim Test von Flüssig-Make-ups nur eins von 13 konventionellen Produkten das Gesamturteil „gut“, während alle sieben Naturkosmetik-Alternativen die Bestnote erhielten. Im Oktober 2015 wurden sechs von acht herkömmlichen Concealern mit „ungenügend“ bewertet, im August 2015 erreichte keine einzige konventionelle „CC-Creme“ (für „Colour-Correction“, also „Hautton-korrigierend“) mehr als ein „befriedigend“. Mit der Ökobilanz vieler konventioneller Inhaltsstoffe ist es meist ebenso schlecht bestellt, vor allem, wenn es sich um Erdöl-Derivate handelt. Doch selbst „natürliche“ Bestandteile wie etwa Palmöl haben zu Recht oft eine schlechte Lobby – zur Gewinnung dieser rückfettenden, antioxidativen Substanz werden tropische Regenwälder gerodet.

Der Verzicht auf bestimmte Stoffe kann auch Nachteile haben

Auch hier hilft es, Testberichte zu lesen oder den Barcode der Verpackung via Smartphone-Kamera einzuscannen, und die Produktinformationen mithilfe einer App wie ToxFox (angeboten vom Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND) zu checken. Denn wer weiß schon, dass Begriffe wie „Cetearyl Alcohol“, „Emulsifiers E471“, „Glyceryl Stearate“ oder „Stearic Acid“ ebenso auf Palmöl schließen lassen wie Wortbestandteile à la „Palm“ oder „Palmitate“? Naturkosmetik punktet dagegen mit unverdächtigen Zutaten von Bienenwachs oder Birkensaft über Kakaobutter und Kamille bis hin zu Zaubernuss-Destillaten und biologisch abbaubaren Zuckertensiden.

Eine ganz andere Frage ist natürlich, wie wirksam solche Stoffe im direkten Vergleich zum Baukasten der organischen Chemie sind – grundsätzlich kann der Verzicht auf bestimmte Stoffe natürlich auch Nachteile haben. Ohne Fluorid schützen Zahncremes zum Beispiel schlechter vor Karies, ohne den Standard-Lichtschutzfilter Titandioxid ist es deutlich schwieriger, UV-Strahlen zu filtern.

Die Zeitschrift Öko-Test verzichtet allerdings darauf, der Wirkung von Kosmetika nachzugehen: „Zuallererst müssen die Zutaten einer Creme in Ordnung sein, sonst kann sie bei Öko-Test nicht mit einer guten Bewertung rechnen. Wir bewerten hingegen nicht, ob sich ein Produkt besonders gut verteilen lässt oder ob der Duft einer Lotion vielen Probandinnen angenehm ist.“ Stoffe, die an einer Stelle für positive Effekte sorgten, könnten an anderer Stelle Nachteile haben. Bei der Stiftung Warentest ist man an dem Thema grundsätzlich interessiert – Wirkungstests gehören dort auch bei Kosmetika zum Standard –, hat aber noch keine aussagekräftigen Vergleichsdaten. In Tests würden Naturkosmetikprodukte oft „exemplarisch bei der Produktauswahl berücksichtigt“, heißt es auf Anfrage, wenn aber die Mehrzahl der Produkte aus dem konventionellen Bereich stamme, sei es schwierig, „Rückschlüsse auf das gesamte Naturkosmetik-Segment“ zu ziehen. Die Ergebnisse selbst sind zwiespältig: So wurde im Testheft 6/2017 bei Männer-Gesichtscremes das Produkt eines Naturkosmetik-Herstellers Testsieger, bei Antischuppen-Shampoos dagegen im Heft 10/2017 schnitten natürliche Alternativen schlechter ab als der Durchschnitt.

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