: Kaufhof kürzt erneut 400 Stellen
Auch Pläne für eine Deutsche Warenhaus AG gemeinsam mit Karstadt geplatzt
Von Tanja Tricarico
Die Warenhauskette Galeria Kaufhof kämpft ums Überleben und zieht weitere Konsequenzen beim Personal. Bis 2020 müssten 400 Mitarbeiter die Kölner Zentrale verlassen, teilte das Unternehmen mit. Das ist jeder vierte Beschäftigte. Man setze auf sozialverträgliche und faire Lösungen, hieß es weiter, und berücksichtige beispielsweise Übergangsregelung für den Ruhestand oder den Renteneintritt.
Verdi zeigte sich gegenüber der taz wenig überrascht vom Stellenabbau bei Kaufhof. Schließlich mussten bereits im vergangenen Jahr etwa 1.280 Arbeitsplätze gestrichen werden. Aber: „Die Sanierung eines Unternehmens ist nicht durch pure Kostensenkung auf Kosten der Beschäftigten zu erreichen“, sagt Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied bei der Dienstleistungsgewerkschaft. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden. Nutzenberger erwartet konkrete Vorschläge von der Unternehmensleitung, wie die Umsätze bei Kaufhof wieder steigen können.
Wie die aussehen sollten, ist in der Tat fraglich. „Galeria Kaufhof steht wie der gesamte stationäre Handel vor großen Herausforderungen“, bekennt die Firmenleitung. Man müsse sich an die veränderten Marktbedingungen anpassen, um langfristig wieder profitabel zu sein. Anfang Januar legte Kaufhof dazu ein Programm auf, um die Modernisierung der Filialen oder auch das Zusammenspiel zwischen Onlinegeschäft undstationärem Handel zu verbessern.
Derzeit ist völlig offen, wie es mit Kaufhof weitergeht. Wie am Mittwoch bekannt wurde, ist die Idee eines deutschen Warenhauskonzerns, bestehend aus Kaufhof und Karstadt, auf Eis gelegt. Wieder einmal. Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson’s Bay (HBC) lehnte ein Angebot des Karstadt-Eigners Signa ab. 3 Milliarden Euro bot die Holding des österreichischen Immobilieninvestors René Banko den Kanadiern. Offenbar nicht genug. Das Angebot liege „signifikant“ unter dem Wert des Deutschland-Geschäfts des Konzerns und der damit verbundenen Immobilienwerte, hieß es. Es ist der dritte Anlauf Benkos, die Ketten zusammenzulegen.
Bereits 2015 scheiterte Benko mit einem Übernahmeangebot. Damals verkaufte der Handelskonzern Metro die Warenhauskette Kaufhof für knapp 2,8 Milliarden Euro an die Kanadier. Verluste schreibt das Kaufhaus nach wie vor. Rund 21.000 Menschen arbeiten für den Konzern derzeit. Kaufhof-Chef Roland Neuwald deutete bereits an, dass weitere Stellen bundesweit abgebaut werden müssten, wenn sich die Umsätze nicht verbesserten. Er forderte Zugeständnisse von den Gewerkschaften beim Lohn, beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Auch das Management werde verzichten, kündigte Neuwald in der Bild-Zeitung an. Auch bei Karstadt hatte es ein radikales Sparprogramm gegeben.
Der stationäre Handel ringt um Kundschaft. Die schärfsten Konkurrenten sind die Onlinehändler. Allen voran Amazon oder auch Zalando.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen