: WhatsApp ist praktisch für die Hausaufgaben
Unsere Schülerpraktikantin hat manchmal 200 neue Nachrichten. Dafür rettet Googeln oft ihre Noten
Von Moana Rohe
Meistens bin ich zwischen ein und drei Stunden pro Tag im Internet. Damit liege ich wahrscheinlich eher unter dem Durchschnitt im Vergleich zu anderen in meinem Alter. Ich nutze vor allem soziale Netzwerke wie Instagram oder Snapchat. Aber ich poste nicht jeden Tag Bilder, ich schaue eher, was andere so machen.
Ich selbst stelle vielleicht jede Woche ein Foto online. Ansonsten schaue ich mir Videos auf YouTube an oder recherchiere für Hausaufgaben – das hat mir schon oft die Note gerettet.
Ich kommuniziere mit Freunden und Familie am meisten über WhatsApp oder Telegram. WhatsApp ist praktisch, um sich innerhalb der Klasse wegen Hausaufgaben oder Unterrichtsausfall abzusprechen.
Wir haben einen Klassenchat eingerichtet, darin sind alle Schüler, die WhatsApp haben. Manche aus unserer Klasse haben aber kein Smartphone, die fehlen in dem Chat. Wenn jemand eine Nachricht von einem Lehrer bekommt, stellt er diese in die Gruppe, sodass alle Bescheid wissen. Wer nicht drin ist, bekommt diese Informationen manchmal gar nicht.
Der Klassenchat hat auch negative Seiten. Bei fast 30 Leuten im Chat kommt es vor, dass man von Nachrichten überschwemmt wird. Manchmal schaltet man das Handy ein und hat über 200 neue Nachrichten! Gar nicht so einfach, die wichtigen Informationen herauszufiltern.
Beim Chatten gibt es auch oft Missverständnisse. Fast alle Streits mit Freunden resultieren daraus, dass jemand das falsche Wort oder den falschen Emoji gewählt hat – wenn irgendwer zum Beispiel etwas ironisch gemeint hat, verstehen das nicht immer alle. Außerdem dauert es länger, etwas über WhatsApp zu klären, als wenn man persönlich miteinander spricht. Trotzdem neigen viele dazu mit „Wir können ja später noch mal schreiben“ zu antworten, anstatt sich einfach gleich abzusprechen. Das ist bei uns einfach der normale Kommunikationsweg.
Über die Verschlüsselung oder Sicherheit meiner Nachrichten denke ich eigentlich nicht nach. Ich benutze zwar auch Apps wie Threema oder Signal, bei denen die Nachrichten verschlüsselt werden, aber eher wegen meiner Eltern. Beim Herunterladen von Apps lese ich mir die Nutzungsbedingungen nie durch, obwohl ich weiß, dass etwas Wichtiges drinstehen könnte. Aber die sind immer so lang, es wäre doch viel zu anstrengend und zeitaufwendig, sich das alles durchzulesen, vor allem wenn man es gerade eilig hat.
In der 8. Klasse hatten wir in der Schule einen Workshop zum Thema Sicherheit im Netz. Wir haben uns Videoclips angeschaut, über Datennutzung gesprochen und über Cybermobbing geredet. Während des Workshops haben wir uns natürlich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Einiges ist hängen geblieben, das meiste ist jedoch schnell verflogen. Obwohl wir uns Videos von Mädchen angeschaut haben, die wegen Bildern im Internet gemobbt wurden, bis sie Selbstmord begangen haben, stellen viele meiner Klassenkameraden noch immer jeden Tag Bilder von sich auf Instagram, ohne sich Sorgen zu machen, dass irgendetwas passieren könnte. Die meisten Leute, die ich kenne, haben öffentliche Profile auf Instagram. Jeder kann also ihre Bilder sehen oder einen anschreiben.
Eigentlich habe ich auch kein Problem damit. Vor einem halben Jahr ist meiner besten Freundin aber etwas Merkwürdiges passiert: Sie wurde von einem Jungen angeschrieben. Er hatte ihr irgendwann einmal gesagt, dass er sie hübsch findet. Sie haben sich eine Weile geschrieben, und dann hat er sie einfach so gefragt, ob sie Sexchats möge. Sie hat nicht mehr geantwortet und hat zum Glück nichts mehr von ihm gehört. Wir fanden das alle ein wenig gruselig. Eine Zeit lang haben wir sehr viel darüber geredet. Aber deshalb muss man ja nicht gleich aufhören, in Chats unterwegs zu sein – schließlich kann man solche Nachrichten auch einfach ignorieren.
Moana Rohe, 14, ist derzeit Schülerpraktikantin der taz am wochenende. Sie besucht die 9. Klasse der Leibniz-Schule in Berlin-Kreuzberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen