piwik no script img

Flora kriegt Druck von rechts

CDU und AfD wollen das Autonomenzentrum weiter räumen lassen. Die übrigen Fraktionen beschwichtigen

„Der rot-grüneSenat tut nichtsaus Angst vor Linksextremisten“

Dennis Gladiator, CDU

Von Sven-Michael Veit

Norbert Hackbusch ist nicht nur kulturpolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Bürgerschaft, sondern auch ein Fan der Rolling Stones. Und vermutete deshalb am Mittwochnachmittag in der Bürgerschaftsdebatte über die Rote Flora, CDU und AfD würden auch Stones-Konzerte wie im September im Stadtpark verbieten lassen, auf denen Mick Jagger seine Ode auf den „Street Fighting Man“ singe. Aber wer sich „einen Kulturtempel wie die Elphi leistet“, müsse sich auch „ein autonomes Stadtteilzentrum für politisch querdenkende Menschen leisten“, findet Hackbusch.

Denn sowohl die Union als auch die Rechtspopulisten wollen weiterhin die Flora räumen lassen, weil sie diese für die G20-Krawalle im Juli verantwortlich machen. Die Rote Flora sei „die Keimzelle der linksextremistischen Kriminalität“, findet Dirk Nockemann (AfD). Der rot-grüne Senat „tut aber nichts aus Angst vor Linksextremisten“, rügte CDU-Innenpolitiker Dennis Gladiator. Und deshalb ist sich die politische Rechte in der Bürgerschaft einig: „Die Räumung der Roten Flora ist notwendig.“

Eine Forderung, die SPD, Grüne und FDP eher halbherzig konterten. Man solle sich nicht „an einem Symbol abarbeiten“, findet die grüne Innenpolitikerin Antje Möller: „Eine Räumung trägt nicht zur Aufarbeitung der Geschehnisse bei“, mahnte sie. Stattdessen sollten die Ergebnisse des Sonderausschusses G20 abgewartet werden, der sich um die Klärung und Bewertung der gewalttätigen Geschehnisse Anfang Juli bemüht.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der direkt nach dem Gipfel gesagt hatte, so könne es mit der Roten Flora nicht weitergehen, war bei der Debatte nicht anwesend. Innensenator Andy Grote (SPD) saß zwar auf der Senatsbank, schwieg sich aber aus. SPD-Fraktionsvize Martina Friedrichs beteuerte dennoch: „Niemand will hier etwas aussitzen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen