piwik no script img

Jude als Schimpfwort

Das Wort „Jude“ sei auf Schulhöfen längst zum Schimpfwort geworden, sagt Elvira Noa von der jüdischen Gemeinde in Bremen. Die Gemeinde begrüßt die Forderung nach einem Antisemitismusbeauftragten

Die jüdische Gemeinde im Land Bremen begrüßt erneute Forderungen nach einem Antisemitismusbeauftragten und fordert eine zügige Umsetzung. Der Vorschlag wurde bereits im April von einer unabhängigen Expertenkommission im Bundestag vorgebracht und am Wochenende von Bundesinnenminister Thomas de Mai­zière (CDU) wiederholt. Das bisher nichts in dieser Richtung passiert sei, sehe sie kritisch, sagte die Vorsitzende der Bremer Gemeinde, Elvira Noa, am Montag dem EPD. Es sei sinnlos, eine Expertenkommission einzusetzen „und dann blüht der Antisemitismus fröhlich weiter“.

Thomas de Maizière reagierte am Wochenende mit seiner Forderung in der Bild am Sonntag auch auf Demonstrationen in Deutschland, auf denen aus Protest gegen die Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA israelische Fahnen verbrannt wurden. Er setzt sich dafür ein, den Beauftragten in der nächsten Bundesregierung einzusetzen. Noa hatte schon vor einigen Wochen vor wachsender antisemitischer Hetze etwa auf Schulhöfen gewarnt. Dort sei „Jude“ längst zum Schimpfwort geworden.

Ein Antisemitismusbeauftragter könnte sich nach Einschätzung von Noa an zentraler Stelle dafür einsetzen, dass an Schulen mehr über das Judentum aufgeklärt und diskutiert wird. So müssten Lehrer mit Blick auf Israel und in der Vermittlung der jüdischen Religion besser geschult werden. Oft würden jüdische Gemeinden in Deutschland mit dem Staat Israel gleichgesetzt, Kritik werde pauschaliert: „So entsteht Antisemitismus.“

Öffentlich wahrnehmbar wachse der Antisemitismus vor allem in den sozialen Netzwerken, ergänzte Noa. Neben der Einsetzung eines Beauftragten hatte sich die Expertenkommission nach zweijähriger Arbeit auch für eine bundesweite Datenbank für antisemitische Straftaten ausgesprochen. Der Kreis plädierte zudem dafür, Präventionsangebote nachhaltig zu fördern, eine Bund-Länder-Kommission einzurichten und die Forschung zu Antisemitismus zu fördern. (epd)

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen