: Rosamunde Pilcher spielt Fußball
Beim Bremer SV gibt es einen vereinsinternen Streit epischen Ausmaßes und von zeitloser Schönheit
Von Gareth Joswig
Es ist keine einfach Geschichte. Viel zu viele unwahrscheinliche Wendungen hat sie bereits genommen, und es ist wichtig, daran zu erinnern: Rosamunde Pilcher hat sich den Bremer SV nicht an ihrem Schreibtisch vor Loch Lomond ausgedacht. Den BSV gibt es wirklich, hier in Bremen. Und all diese Verwicklungen sind tatsächlich eingetreten. Aber der Reihe nach: Die Herrenmannschaft des Fünftligisten Bremer SV gewann viele Meisterschaften und Pokale, sieben Stück in den vergangenen vier Jahren. Aber aufsteigen durfte der Klub trotzdem nicht. Denn seine Aufstiegsspiele verlor die Mannschaft allesamt.
Die Spieler waren deswegen unzufrieden mit ihrem eigentlich erfolgreichen Trainer Klaus Gelsdorf. So entschied die Vereinsführung, Gelsdorf zu entlassen. Mit seinem Nachfolger, Sasa Pinter, lief es gut, auch er gewann als Trainer viele Spiele und nach 16 Spieltagen stand der Bremer SV, wie immer, auf Platz eins der Bremen-Liga.
Doch die Vereinsführung sehnte sich nach den Qualitäten des alten Trainers Klaus Geldorf zurück. Eigentlich war es ja ganz schön mit ihm gewesen. Sie bot dem Verflossenen deswegen eine Stelle als sportlicher Leiter an. Und Gelsdorf kam gerne zurück.
Aber was tat er, sobald er in Amt und Würden war? Genau: Er feuerte eigenmächtig seinen Nachfolger, den neuen Trainer Sasa Pinter. Dazu zauberte er einen neuen Trainer aus dem Hut. Der erfolgreiche Ex-Neue Pinter musste gehen – obwohl er fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten und gerade mit 9:0 (in Worten: neunzunull) gegen den OSC Bremerhaven gewonnen hatte.
Die Mannschaft war danach sauer. Nach einer internen Mannschaftssitzung bestreikte sie das autoritäre Durchregieren ihres eifersüchtigen Ex-Trainers. Die Spieler boykottierten kurzerhand das Training mit dem ganz neuen Trainer, dessen Name hier wirklich nichts zur Sache tut. Nach diesem Rosenkrieg mit viel Geschrei und Missgunst musste der Neue an seinem zweiten Arbeitstag bereits wieder gehen. Und der sportliche Leiter Klaus Gelsdorf, der – wir rekapitulieren – seinen erfolgreichen Nachfolger erfolglos entließ, wurde nun erneut entlassen.
Doch wie das so ist, mit Liebesmärchen im echten Leben, hat diese Geschichte leider kein schönes Ende: Sasa Pinter kehrte nie mehr zurück. Höhere Kräfte verhinderten das – ein Freundeskreis von Sponsoren, wie man im Klubumfeld munkelt. Die Mannschaft schloss zwar Frieden mit dem neu-neu-neuen Trainer Cengir Cakiz, aber nur unter der Bedingung, dass unglückliche Spieler den Verein im Winter verlassen dürfen. Man hört, dass bis zu acht Spieler gehen wollen. Und einige haben wohl schon ’nen Neuen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen