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„Anleger in Windparks werden unterdrückt“

Ein neuer Verein soll privaten Investoren helfen, ihre Interessen gegen Projektentwickler durchzusetzen, berichtet Vorstand Wolfgang Strübing

Foto: privat

Wolfgang Strübing

68,sitzt im Vorstand des Anlegerschutzvereins Windenergie (AWE). Der Diplom-Ingenieur arbeitet in Beiräten mehrerer Windparks mit und engagiert sich auch im Bundes­verband Windenergie.

Interview Hannes Koch

taz: Herr Strübing, Sie haben einen Verein gegründet, um die Interessen von geschädigten Anlegern zu vertreten, die Kapital in Windanlagen investieren. Verdienen diese Leute denn nicht genug?

Wolfgang Strübing: Wir sprechen nicht für große Investoren, sondern eher für Bürger, die ein paar tausend oder zehntausend Euro in erneuerbare Energien stecken, auch weil sie es für politisch wichtig halten. Diese Anleger stellen oft fest, dass die Projektentwickler der ­Windparks die Versprechungen nicht erfüllen, die sie in ihren Verkaufsprospekten gemacht haben. Die Rendite für die Kapitalgeber fällt niedriger aus als an­gekündigt, unter anderem weil sich die Firmen zu viel Geld in die eigene Tasche stecken.

In den vergangenen Jahren haben auch die Anleger von der staatlich garantierten Einspeisevergütung für Ökostrom profitiert. Kann man da nicht ein paar Abstriche verschmerzen?

Die Geldanlage in Windkraft beinhaltet natürlich ein unternehmerisches Risiko. Aber man lässt sich von den Geschäftsführern der Gesellschaften ungern über den Tisch ziehen.

Wie häufig kommt es vor, dass Windparks unter den versprochenen Renditezielen bleiben?

Bei mehr als der Hälfte der Projekte in Deutschland liegen die Erträge unter den Prospektangaben, schätzen wir. Darauf deuten die Unterlagen vieler Firmen hin, die wir kennen.

Was werfen Sie den Initiatoren der Windparks vor?

Beispielsweise fallen die Baukosten zu hoch aus – aufgrund überhöhter Gewinnmargen. Oder es stellt sich im Laufe des Betriebs heraus, dass an dem betreffenden Ort weniger Wind herrscht als prognostiziert. Auch überteuerte Wartungsverträge mit Tochterfirmen können eine Ursache sein. In zahlreichen Fällen haben Anleger deshalb erfolgreich gegen Geschäftsführungen geklagt und manchmal auch deren Ablösung erreicht.

Das heißt, die Initiatoren von Windparks erwirtschaften ihre Gewinne oft auf Kosten der Anleger?

So kann man es formulieren. Wir erleben einen grundlegenden Interessenkonflikt zwischen den Geschäftsführungen und den Geldgebern. Die eine Gruppe macht häufig Gewinn, während die andere wenig abbekommt. In schlechten Projekten erhalten die Anleger überhaupt keine Kapitalverzinsung.

Die Branche der Windanlagen zählen Sie zum grauen Kapitalmarkt. Was bedeutet das?

Vieles ist gesetzlich nicht ausreichend reguliert, sondern verleitet zum Missbrauch. Ein besonders ärgerliches Beispiel sind die kapitallosen Mehrstimmrechte. Die Initiatoren dürfen sich etwa 25 Prozent der Stimmrechte in der Gesellschafterversammlung reservieren und in der Satzung festlegen, dass die Geschäftsführung nur mit Dreiviertelmehrheit abgelöst werden kann. Dieses Quorum schaffen die Anleger oft nicht – die Chefs sind geschützt.

Sie fordern, die Mehrstimmrechte abzuschaffen.

Ja, denn sie werden zur Unterdrückung der Anleger missbraucht. Bundestag und Bundesregierung halten aber daran fest. Die deutsche Politik ist zu hörig gegenüber den Interessen großer Kapitalinvestoren.

Sie haben den Verein auch deshalb gegründet, weil Sie mit Ihren Argumenten beim Bundesverband Windenergie (BWE) nicht durchgedrungen sind?

Früher war der BWE ein Verband von Idealisten, die etwas für die erneuerbaren Energien tun wollten. Mittlerweile hat er sich zum Wirtschaftsverband entwickelt. Dort dominieren die Unternehmen, denen wir zum Teil vorwerfen, nicht im Interesse der Anleger zu handeln.

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