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Mannheims OB warnt

Ein paar Jugendliche aus Nordafrika sollen für 90 Prozent der Diebstähle in der Stadt verantwortlich sein

Die Jugendlichen geben vor, noch minderjährig zu sein, also nicht strafmündig

Von Benno Stieber , Karlsruhe

Der Oberbürgermeister von Mannheim ist nicht als Hardliner bekannt. Aber angesichts des wachsenden Diebstahls in der Stadt greift SPD-Mann Peter Kurz zu scharfen Worten: Die Bürger hätten ein Gefühl von „Staatsversagen“, schreibt er in einer Art Hilferuf an den Landesinnenminister.

Eine kleine Gruppe unbegleiteter minderjähriger Ausländer, die meisten aus Nordafrika, sei laut Polizei dafür verantwortlich. Die Jugendlichen gäben vor, noch minderjährig zu sein, also nicht strafmündig, erklärte Kurz. Sozialpädagogische Maßnahmen liefen ins Leere.

Kurz’ Brief, schon Ende Oktober abgeschickt, aber erst im Dezember an die Öffentlichkeit gelangt, sorgt für Aufregung in Baden-Württemberg. Kurz galt bisher nicht als Populist, die einstige Arbeiterstadt Mannheim mit ihrem traditionell hohem Migrantenanteil betreibt schon seit jeher eine intensive Integrationspolitik und Sozialarbeit. Und die Polizei verfolgt ein landesweit beachtetes Konzept der Bürgernähe.

In Zusammenarbeit zwischen Jugendamt und Staatsanwaltschaft wurde vor einigen Jahren das „Haus des Jugendrechts“ geschaffen, in dem sich Polizei und Sozialarbeiter intensiv um jugendliche Straftäter möglichst direkt nach deren Tat kümmert. Doch eine kleine Gruppe von 10 bis 15 Kindern und Jugendlichen, vornehmlich aus Marokko, lässt sich offenbar mit diesen Maßnahmen nicht mehr in den Griff kriegen. Weit über 90 Prozent der Diebstähle gehen auf das Konto dieser Gruppe, sagt die Polizei.

603 Diebstahlsdelikte hat die Polizei seit Anfang des Jahres registriert, meist wurden Handtaschen aus Fahrradkörben gestohlen. Sogar eine Stadträtin wurde kürzlich beklaut. Die jungen Männer seien hochmobil und bestens über das deutsche Jugendrecht informiert, erklärt ein Polizeisprecher. Manche von ihnen hätten bis zu sechs verschiedene Identitäten, stets ­geben sie an, unter 14 Jahre alt zu sein. Doch das wahre Alter der Täter, das in vielen Fällen höher liegen dürfte, lasse sich mangels Pässen aus den Heimatländern meist nicht ermitteln. Gegen Maßnahmen der Sozialarbeiter und die Schulpflicht setzten sie sich zur Wehr.

Vom Jugendamt und den zuständigen Sozialeinrichtungen will sich keiner mehr offiziell äußern. Es rühre auch an der Berufsehre, dass man mit den üblichen Maßnahmen bei diesen „Systemsprengern“ keine Erfolge erziele, ist zu hören.

Inzwischen wurden die bekannten unter den kriminellen Jugendlichen zentral in einer ehemaligen US-Kaserne im Stadtteil Seckenheim untergebracht. Das Schifferkinderheim, ein sozialer Träger mit Tradition in Mannheim, gibt aber zum Ende des Jahres die Verantwortung für diese Einrichtung ab. Die Zustände seien den Mitarbeitern nicht mehr zuzumuten, heißt es. Sie klagen über Gewalt und Respektlosigkeit. Der Chef der Einrichtung lehnte ein Gespräch mit der taz ab.

Der Mannheimer Bürgermeister verlangt nun vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl (CDU), die wenigen, aber offenbar organisiert agierenden Jugendlichen zentral in einer geschlossenen Jugendhilfeeinrichtung unterzubringen.

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