: Kinder sind ein Armutsrisiko
Alleinerziehende haben es in Bremen besonders schwer. Das zeigt eine neue Studie der Arbeitnehmerkammer
Kinder im Land Bremen, die in einer Familie mit nur einem Elternteil aufwachsen, sind in besonderer Weise armutsgefährdet. Das belegt eine Expertise der Arbeitnehmerkammer.
Für ihre Untersuchung hatte die Kammer in Kooperation mit Jobcentern und dem Bremer Arbeitssenator 1.300 Alleinerziehende befragt. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass der Zweistädte-Staat im Bundesvergleich die höchste Hilfequote verzeichnet: Fast 54 Prozent der rund 18.000 Alleinerziehenden sind hier auf Grundsicherungsleistungen angewiesen. Auch der Anteil der arbeitslosen Alleinerziehenden ohne Berufsabschluss ist im kleinsten Bundesland mit mehr als 69 Prozent bundesweit am höchsten.
Die Befragung bestätigt damit, dass vielen Alleinerziehenden eine berufliche Qualifikation fehlt. Und selbst wer ohne abgeschlossene Ausbildung eine Arbeit findet, verdient in der Regel deutlich schlechter und oft nicht ausreichend. Arm trotz Arbeit gilt so für Alleinerziehende in Bremen und Bremerhaven in besonderer Weise. Bei den allermeisten Befragten erhöhen überdies ausbleibende Unterhaltsleistungen des Partners den finanziellen Druck. Das trifft auf 71 Prozent der Betroffenen zu. Nur 44 Prozent von ihnen beziehen einen staatlichen Unterhaltsvorschuss.
Zudem: Im Land Bremen ist fast jeder dritte Haushalt eine Ein-Eltern-Familie. Alleinerziehende seien damit hier die einzige Familienform mit Zuwachs, heißt es in der Studie. Im bundesweiten Durchschnitt lebt jedes fünfte Kind mit einem Elternteil.
Mit einer Ausstellung unter dem Titel „Mittenmang“ dokumentiert der kirchennahe Verein „Arbeit und Zukunft“ die oft schwierige Situation alleinerziehender Frauen im Land Bremen. Das illustrieren Porträts und Lebensläufe, die vom 2. bis 26. Januar im evangelischen Informationszentrum „Kapitel 8“ zu sehen sind.
Grundlage dafür bilden nach Angaben von Initiatorin Inge Danielzick 23 Interviews mit Frauen aus Bremen und Bremerhaven. „Es zeigt sich, dass es viele strukturelle Hindernisse im Alltag gibt“, sagte Danielzick. Dazu gehören ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum und Schwierigkeiten, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, weil passende Betreuungsmöglichkeiten fehlen. Viele alleinerziehende Mütter klagen auch über ausbleibende Unterhaltszahlungen des Vaters. Die Ausstellung, so Danielzick, wolle aber auch zeigen: „Alleinerziehende Mütter sind stark, gut organisiert und motiviert. Und sie wachsen mit ihren Kindern.“ (epd)
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