piwik no script img

Kaum einer ist vom Fach

Bleibt Ausnahme für Berliner Grundschüler: rechnen lernen beim Mathelehrer

Von Anna Klöpper

Rund 70 Prozent des Matheunterrichts und knapp 56 Prozent der Deutschstunden werden von LehrerInnen unterrichtet, die dieses Fach nicht studiert haben. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz hervor.

Die jetzt veröffentlichten Zahlen sind zwar bereits zwei Jahre alt. Doch geändert haben dürfte sich seitdem nicht viel: Erst seit dem Wintersemester 2014 müssen angehende GrundschullehrerInnen verpflichtend Deutsch und Mathe als Fächer im Lehramtsstudium belegen. Diese Studierenden kommen aber erst in zwei Jahren von der Uni.

Am drastischsten lässt sich der Fachlehrermangel inzwischen an den Quereinsteigerzahlen ablesen: Etwa die Hälfte der nach den Sommerferien neu eingestellten Grundschullehrer waren Seiteneinsteiger, etwa mit einem Abschluss in Germanistik oder Mathe – aber eben ohne Pädagogikstudium. Ausgerechnet diese LehrerInnen arbeiten wiederum besonders häufig an Schulen in schwierigen Kiezen, wo es dringend gut ausgebildete PädagogInnen bräuchte.

Zudem bemerkenswert an den Zahlen, die Burkert-Eulitz beim Senat erfragte: Während an den Sekundarschulen rund 30 Prozent der Mathestunden nicht von FachlehrerInnen unterrichtet wurde, waren es an Gymnasien nur 2 Prozent. In Deutsch und Englisch manifestiert sich das Zweiklassensystem Schule ähnlich deutlich. Dass bildungsbewusste Eltern viele Sekundarschulen lieber meiden, ist bekannt – bleibt die Lehrersituation so, wie sie ist, wird sich das auch nicht ändern.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen