: „Ich kann verstehen, dass das ein Schock ist“
Während Chris Froome glaubt, nichts falsch gemacht zu haben, klagt Tony Martin ihn an
Chris Froome beteuert hartnäckig seine Unschuld, derweil fürchtet der deutsche Profi Tony Martin um den Ruf des Radsports. „Ich bin total wütend. Im Fall Christopher Froome wird definitiv mit zweierlei Maß gemessen. Andere Sportler werden nach einer positiven Probe sofort gesperrt“, schreibt der viermalige Zeitfahrweltmeister auf seiner Internetseite: „Das ist ein Skandal, zumal er nicht einmal mehr bei der WM hätte antreten dürfen.“ Ihm sei kein vergleichbarer Fall bekannt, behauptet der 32-Jährige. „Bei mir und in der Öffentlichkeit kommt doch sofort der Eindruck auf, dass da hinter den Kulissen gemauschelt wird, Absprachen getroffen werden und nach Wegen gesucht wird, wie er doch aus diesem Fall rauskommt.“
Der viermalige Gewinner der Tour de France war während der diesjährigen Spanienrundfahrt positiv auf das Asthmamedikament Salbutamol getestet worden. Die Einnahme des Mittels ist bis zu einem Blutwert von 1.000 Nanogramm pro Milliliter gestattet. Froome wies die doppelte Menge im Körper auf. Bisher wurde der Brite nicht sanktioniert, er muss aber erklären, warum der Wert überschritten wurde, und das könnte noch interessant werden.
Der Radsportweltverband erlaubt es seinen an Asthma „erkrankten“ Fahrern kurioserweise, Salbutamol in recht hoher Dosis einzunehmen. Will ein Profi den Stoff über ein Asthmaspray inhalieren, dann darf er regulär 1.600 Mikrogramm in 24 Stunden oder 800 Mikrogramm in zwölf Stunden einnehmen. So eine Dosis nehmen Menschen zu sich, die chronisch an Bronchialasthma erkrankt sind. Erst wenn ein Radler noch mehr Salbutamol braucht, muss er eine sogenannte Therapeutic Use Exemption (TUE), also eine Ausnahmegenehmigung, beantragen. Eine solche hatte Froome offenbar nicht. Er will sich aber dennoch völlig korrekt verhalten haben und wird sich in seiner Verteidigungsstrategie wohl darauf berufen, dass sein ausgemergelter Körper in der Extremsituation einer Radrundfahrt besonders sensibel auf das Medikament reagiert habe.
„Ich kann verstehen, dass das für viele Leute ein großer Schock ist, aber ich bleibe bei dem, was ich immer gesagt habe: Ich habe keine Regeln gebrochen. Ich habe nicht mehr als die erlaubte Menge genommen und bin mir sicher, dass am Ende die Wahrheit erzählt werden wird“, sagte Christopher Froome dem Fernsehsender BBC. (dpa, taz)
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