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Unsere Fragen an Deniz

Doris Akrap darüber, wie dieses Interview entstand

Am Dienstag sind es neun Monate, die Deniz hinter Gittern verbringt. Als ich ihn das letzte Mal in Istanbul besuchte, im Oktober 2016, musste er ins Krankenhaus, weil ihm der Blinddarm entfernt wurde. Als ich ihn das letzte Mal sah, am 27. Februar im Justizpalast von Istanbul, wurde ihm die Freiheit genommen. Nach zweiwöchigem Polizeigewahrsam wurde er von sechs Wärtern vor das Büro des Staatsanwalts geführt. Der Haftrichter entschied in dieser Nacht, Deniz müsse in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe: Terrorpropaganda und Volksverhetzung. Die Begründung: zwei Texte, die in der Welt publiziert wurden. Seitdem habe ich mit Deniz nicht mehr gesprochen.

Ich kenne ihn seit dem Abitur in den frühen Neunzigern. Als ich 2003 mein erstes Interview für eine seriöse Zeitung führte (für die Jungle World, mit dem türkisch-deutschen Rapper Killa Hakan) war Deniz mein Redakteur. Sein wichtigster Rat: „Interviews sind auch ein Text. Du musst versuchen, eine Geschichte zu erzählen“. Seitdem habe ich einige Interviews mit Leuten, die irgendwas mit der Türkei zu tun haben, geführt. „Langsam hast du genug zusammen für ein Buch: Doris’ lustige Türken-Interviews“, sagte Deniz irgendwann. Ein Interview mit ihm selbst, weil er im Gefängnis sitzt, war darin nie vorgesehen.

Dieses Interview ist auf ungewöhnliche Weise entstanden. Meine Fragen habe ich schriftlich über Deniz’ Anwälte gestellt und Deniz hat sie über die Anwälte schriftlich beantwortet. Meine Rückfragen und seine Antworten dazu gingen dann auf demselben Weg noch zwei Mal hin und her. Dazwischen lagen jeweils mehrere Tage.

Meine Fragen, so hoffe ich, sind auch die Fragen, die Leser interessieren, die Deniz nicht so gut kennen. Sicher bleiben tausend Fragen offen. Vor allem die, die ich nicht stellen konnte, weil er sie nicht beantworten kann: Deniz, wann wirst du das Meer sehen?

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