: Ich bin ziemlich stolz darauf, solchen Idealisten zu „gehören“
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
schön, dass Sie sich kurz Zeit nehmen für diesen Brief. Mein Name ist Anja Maier, ich bin Parlamentsredakteurin der taz. Seit sieben Jahren berichte ich aus dem Parlamentsbetrieb, vor allem über die Regierungspolitik von CDU und CSU und die Kanzlerin. „Und, wie geht’s der taz?“, werde ich immer wieder gefragt. Bis vor ein paar Jahren habe ich dann geantwortet: „Keine Ahnung, frag sie doch selbst, die taz.“ Mittlerweile ist das anders. Ich werde zwar immer noch gefragt, wie es der taz geht. Aber eben auch: „Ihr baut ein Haus, habe ich gehört?“ Oder: „Ihr schreibt ja gar nicht im Anzeigenumfeld, oder?“ Und schließlich: „Wie macht ihr das eigentlich?“ Die Verwunderung ist nachvollziehbar. Jeder weiß es ja: Die Medienbranche steckt in einer tiefen Krise. Immer mehr Leute setzen auf Gratisinformationen, immer weniger Menschen bezahlen dafür. So viel ist klar: Wenn wir alle miteinander so weitermachen, wird es immer weniger unabhängigen Journalismus geben. Ordentliche Recherche braucht einen langen Atem, gute Strukturen und Netzwerke. Eine unabhängige Haltung muss man sich leisten können. Als tazlerin kann ich mir diese Haltung leisten. Denn die taz gehört ihren GenossInnen. Klingt irgendwie nach linker Träumerei, finden Sie? Da ist was dran. Anfang der neunziger Jahre – ich hatte nach dem Mauerfall gerade erst bei der taz angefangen – stand die taz vor der Entscheidung: Ende oder Neuanfang? Die Antwort lautete: Neuanfang. Und zwar als Genossenschaft. 2.000 Leserinnen und Leser zeichneten für drei Millionen Mark Anteile und retteten damit das linke Medienprojekt. Und ganz nebenbei auch meinen Job. Heute, 26 Jahre später, gehören wir tazlerInnen 17.298 Genossenschaftern. Das ist eine Kleinstadt, die uns unterstützt. Es sind allesamt Menschen, denen die politische Rendite wichtiger ist als ihr finanzieller Gewinn. Es wäre – ich will da nicht drum herumreden– wichtig und ganz wunderbar, wenn auch Sie künftigzu diesen Menschen gehören würden. Mit 500 Euro können Sie Genossin oder Genosse werden. Wäre das idealistisch? Ja. Aber eben nicht nur. Sie würden zum Beispiel feststellen, dass der Draht zu uns in der Redaktion und im Verlag ziemlich kurz ist. Uns interessiert, was Sie meinen. Uns interessiert, wie Politik, Kultur, Wirtschaft, wie Ihre Sicht auf diese Welt Ihr Leben beeinflussen. Texte, Inhalte bestellen – das funktioniert natürlich nicht. Aber taz-Genossenschaftsmitglied zu sein, eröffnet ungewohnte Einblicke in die journalistische Arbeit.Ich bekomme viel Post von GenossInnen. Manchmal steht da: „Danke für diese Geschichte.“ Manchmal auch: „Ihr Text ist Mist.“ Und vielleicht ist er das dann tatsächlich. So was kommt vor. Aber immer ist da noch etwas Weiteres, das uns verbindet. Und das ist die Genossenschaft. Ich bin ziemlich stolz darauf, solchen Idealisten zu „gehören“. Und wer weiß, vielleicht gehören auch Sie bald dazu.
Herzliche Grüße
Anja Maier, Parlamentsredakteurin
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