: Vorwurf: Hitlergruß in der Schule
Ein Berufsschullehrer in Hannover soll Schüler zum „Deutschen Gruß“ aufgefordert und außerdem beleidigt haben. Unklar ist, inwieweit die Schulleitung auch andere Vorfälle gedeckt hat
Von Andreas Speit
Die Vorwürfe gegen einen Berufsschullehre aus Hannover wiegen schwer. An einer berufsbildenden Schule halten Schüler einem ihrer Lehrer vor, sie aufgefordert zu haben, für Wortmeldungen den Hitlergruß zu verwenden. Mehr noch: Der Lehrer soll die Auszubildenden aus der Baubranche rassistisch beleidigt und gedemütigt haben.
Im Unterricht soll der Lehrer von „dreckigen Polacken“ gesprochen haben, die „auf der Baustelle nichts zu suchen“ hätten. „Pass auf deine Kopftuchschlampe auf“, hätte er außerdem gesagt und „ihr seid asozial“ oder „bist du behindert?“.
Bereits seit Oktober sind die Vorwürfe aus der Berufsschule im Stadtteil Calenberger-Neustadt der Landesschulbehörde bekannt. „Ein Presseanfrage wurde an uns gestellt“, räumt Bianca Schöneich, Pressesprecherin der Niedersächsischen Landesschulbehörde, gegenüber der taz ein. Die Vorwürfe seien alle anonym gewesen. Deshalb habe auch die Überprüfung so lange gedauert und gestalte sich weiter schwierig, sagte Schöneich.
Erste Gespräche mit der Schulleitung, dem Lehrer und SchülerInnen hätten stattgefunden. „Bisher haben sich keine konkreten Anhaltspunkte für die Vorwürfe verdichtet“, sagt Schöneich. Die Gespräche mit den SchülerInnen werden fortgesetzt. Und auch Ansprechpartner der Ausbildungsstellen und der Innung würden noch befragt. „Das Ergebnis ist ganz offen“, sagt Schöneich der taz.
Nicht nur Schüler erheben Vorwürfe gegen den Lehrer, einen beruflicher Quereinsteiger und Mitglied der Schulleitung, sondern auch Ausbilder. Sie sollen sich mehrfach bei ihm beschwert habe, weil er immer wieder Schüler mit Migrationshintergrund beleidigt haben soll und auch den Vorgesetzten wollen sie auf das Verhalten des Lehrers aufmerksam gemacht haben.
Das Kollegium soll allerdings erst durch die Presse von dem Konflikt erfahren haben. Ausbilder und Schüler erklärten in einem Bericht der Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), sie hätten die Schulleitung des öfteren auf das Verhalten hingewiesen, seien jedoch abgebügelt worden.
Auch der Unterricht des Lehrers soll fragwürdig gewesen sein, berichtet die HAZ. Den Schülern soll der Lehrer angedroht haben, dass sie sowieso durch Prüfungen fallen würden. In einer Whatsapp-Gruppe hätte er eine Prüfung mit den Worten angekündigt: „Morgen gibt es einen Test, da werdet ihr richtig gefickt. Ich zeige euch, wo der Hammer hängt.“
Die unterschiedlichen Aussagen aus der Schule findet die grüne Landtagsabgeordnete Julia Willie Hamburg mehr als irritierend. „Wenn sich das berichtete Verhalten der Lehrkraft so bestätigt und die Schulleitungsebene diese Vorgänge trotz Meldungen gedeckt hat, dann muss das weitreichende Konsequenzen haben“, sagt Hamburg, die auch Mitglied im Kultusausschuss ist. Sie fragt sich, inwieweit „strukturelle Missstände“ diese Vorgang „begünstigt“ habe.
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