: Versorger drehen oft den Strom ab
Wenn das Geld nicht reicht, um offene Rechnungen zu bezahlen: Die Zahl der Stromsperren bleibt in Hamburg hoch
Wenn die Energiepreise steigen, trifft das einkommensschwache Haushalte besonders hart. In Hamburg wurde im vorigen Jahr 10.950-mal der Strom abgestellt, weil das Geld nicht reichte, um die Rechnung zu bezahlen. Im ersten Halbjahr 2017 wurde nach Angaben der Linken-Fraktion bereits 5.200 Haushalten der Strom abgedreht.
Auch erwerbstätige Menschen gerieten durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse immer häufiger in eine Spirale der Verschuldung, kritisierte die sozialpolitische Sprecherin der Linken, Cansu Özdemir. Der Zugang zu Strom, Gas und Wasser sei ein „Grundrecht aller Menschen“. Die Preise würden den Energieanteil im Arbeitslosengeld II und in der Grundsicherung deutlich überschreiten. Derzeit liege er bei rund 35 Euro für alleinstehende Personen. Für jede verschickte Mahnung berechne der Stromversorger Vattenfall zusätzlich 3,10 Euro, eine Entsperrung des Stromanschlusses koste rund 80 Euro.
Seit Jahren ist die Zahl der Sperrungen auch bundesweit hoch: Im Jahr 2016 wurde in 6,6 Millionen Fällen angedroht, den Strom abzustellen. In rund 330.000 Fällen wurde die Drohung in die Tat umgesetzt. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr – aber immer noch deutlich mehr als noch 2012.
Abstellen als letztes Mittel
In den Augen der Stromversorger gilt das Abstellen der Energiezufuhr als letztes Mittel, um Druck zu machen. Der Strom darf nur dann abgestellt werden, wenn ein Kunde einen Zahlungsrückstand von mehr als 100 Euro hat und diesen trotz angedrohter Sperre innerhalb von vier Wochen nicht ausgleicht.
Um das Risiko einer Stromsperre zu verringern, besteht seit Juli auch bei Sozialhilfeempfängern die Möglichkeit, dass die Behörden ausstehende Zahlungen direkt an den Stromversorger leisten; bei ALG-II-Empfängern war das unter bestimmten Bedingungen schon vorher möglich.
Verbraucherzentralen führen die sich häufende Zahlungsunfähigkeit und die damit verbundenen Stromsperren auch darauf zurück, dass die Stromkosten seit dem Jahr 2000 stärker steigen als das durchschnittlichen Realeinkommen. Sozialbehörden verweisen auf die Möglichkeit einer Energieberatung, die für einkommensschwache Haushalte kostenlos angeboten wird. lka
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