piwik no script img

Geld für friedliche Fans eingeplant

Innenminister Boris Pistorius verspricht den Fanprojekten in Niedersachsen mehr Geld – zumindest für den Fall, dass die SPD die Landtagswahl gewinnt. Die zusätzlichen Mittel sollen der Gewaltprävention dienen

„Junge Menschen erreichen, bevor sie in eine gewalttätige Szene abrutschen“

Von Andrea Scharpen

Nach der Landtagswahl sollen Fußball-Fanprojekte in Niedersachsen mehr Geld bekommen. Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat den Fan-Initiativen jedenfalls eine Erhöhung von mehr als 50 Prozent der bisherigen Landesmittel versprochen. „Über die Fanprojekte können wir vor allem junge Menschen erreichen, bevor diese in eine gewalttätige Szene abrutschen“, sagt Pistorius. Die Gelder, die Projekten an den fünf Standorten Hannover, Wolfsburg, Braunschweig, Osnabrück und Meppen zugute kommen werden, sollen zur Gewaltprävention im Stadion beitragen.

Es sei wichtig, die Fankultur in Deutschland zu stärken, damit sich Bilder wie in Rostock nicht wiederholten, sagte Pistorius. Dort randalierten zuletzt einige Hansa-Rostock-Fans derart auf der Tribüne, dass das Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin für 17 Minuten unterbrochen werden musste. Auch einige Fans von Hannover 96 waren in der Vergangenheit negativ aufgefallen, als sie in ihrer Wut auf Klubchef Martin Kind während der Partie gegen den FC Burnley die Sitzschalen in dem englischen Stadion zu Wurfgeschossen umfunktionieren wollten.

Im nächsten Haushalt will Pistorius neue Gelder für Fanprojekte beantragen, um die friedliche Fankultur zu fördern. „Mein Ziel ist, dass wir die Summe um mehr als 50 Prozent der aktuellen Fördersumme auf 50.000 Euro pro Projekt anheben“, sagt Pistorius. Bisher bekommen die Fanprojekte nur rund 30.000 Euro jährlich.

Das Fanprojekt Wolfsburg wäre eines, dass von einer Erhöhung der Landesmittel profitieren würde. „Um dem präventiven Ansatz gerecht zu werden, bietet das Fanprojekt spezielle zielgruppenorientierte Veranstaltungen für Jugendliche unter 18 Jahren an“, sagt Elke Wichmann von der Stadt Wolfsburg. Dazu gehört etwa das U18- Fahrangebot für Auswärtsspiele. „In erster Linie würde eine Mittelerhöhung des Landes die personelle Ausstattung des Fanprojekts in Wolfsburg sichern und die langfristige Beschäftigung von drei pädagogischen Fachkräften ermöglichen“, sagt Wichmann. Derzeit trügen die Personalkosten zum größten Teilen die Kommune und die DFL.

Die FDP ist von Pistorius Vorschlag, solche Projekte ab der nächsten Legislaturperiode – vorausgesetzt die SPD gewinnt die Wahl – mit mehr Geld auszustatten, nicht überzeugt. „Anstatt nur in Zukunft versuchen zu wollen, sich für Fanprojekte einzusetzen, hätte er dies in der Vergangenheit längst tatkräftig tun können“, sagt Landeschef Stefan Birkner.

Die Sprecherin des Innenministeriums, Nadine Bunzler, weist das zurück: „Herr Pistorius ist nicht erst seit dem Wahlkampf um Fußballprojekte bemüht.“ Und der Minister sieht in der versprochenen Erhöhung einen weiteren Vorteil. „Ganz automatisch erhöht sich nach einem bestimmten Berechnungsschlüssel dadurch auch die von DFL beziehungsweise DFB bereitgestellte Fördersumme“, so der Minister. Denn die Fußballverbände beteiligen sich mit 50 Prozent an der Finanzierung eines Fanprojekts, wenn die restlichen 50 Prozent von Land und Kommunen kommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen