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Das große Termindribbling

Die Europapokalsaison im Basketball beginnt. In vier Wettbewerben gibt es Trophäen zu gewinnen. Zwei zerstrittene Verbände locken die Teams mit Prämien

Von Christian Siepmann

So rasant wie der europäische Basketball in diesen Tagen über die Parketts tobt, so festgefahren ist seine Lage abseits der Courts. Was nicht heißen soll, dass es dort weniger spannend zugeht. Seit 2015 bekämpfen sich da der Weltbasketballverband Fiba und der Basketballveranstalter Euroleague Commercial Assets (ECA) mit allen Mitteln. Es geht um Geld, Einfluss und die Zukunft des Basketballs in Europa. Die Folgen: Der europäische Wettbewerb zerfällt in gleich vier unterschiedliche Formate.

Zur Fiba Europe gehören die Basketball Champions League und der Europe Cup, zur ECA die Euroleague und der Eurocup. Den sportlich höchstklassigen Wettbewerb verspricht die Euroleague. Hier tritt der deutsche Meister Bamberg an. Im zweitklassigen Eurocup spielen Ulm, Bayern München und Alba Berlin. Bayreuth, Oldenburg, Bonn und Ludwigsburg starten in der Champions League der Fiba.

So weit, so kompliziert. Gegenstand des Streits zwischen der Fiba und der ECA ist vordergründig der Terminkalender des internationalen Basketballs. Für die europäische Qualifikation zur Basketball-WM 2019 in China hat die Fiba Länderspiele in vier Zeitfernstern angesetzt. Eines dieser Fenster liegt im November, ein weiteres im Februar – Monate, die von der ECA als klassische Termine für die europäischen Klubwettbewerbe angesehen werden. Die ECA-Klubs weigern sich, ihre Nationalspieler zu diesen Zeiten für Länderspiele freizustellen.

Der wichtigste Spielort im Terminstreit allerdings liegt ohnehin nicht in Europa, sondern in den USA. Dort spielt die NBA, „der Marktführer, das Ende der Nahrungskette“, wie Alba Berlins Manager Marco Baldi sagt. Dort sind die besten Spieler der Welt tätig – auch solche mit europäischen Pässen. Vier deutsche Nationalspieler sind derzeit in NBA-Klubs beschäftigt: Dennis Schröder, Paul Zipser, Daniel Theis und Maxi Kleber. Dass aber die NBA eigene ­Ligaspiele verlegt, um ihren Akteuren im November oder Februar freie Zeit für Länderspiele zu ermöglichen, ist bei lebensnaher Betrachtung ausgeschlossen.

Euroleague-Klubs weigern sich, Nationalspieler freizustellen

Hinter dem Konflikt zwischen Euroleague und Fiba steht letztlich also auch die Frage, welcher Basketball wichtiger ist: derjenige der Klubs oder der der Nationalmannschaften. Der Streit wird mit aller Härte ausgetragen. So hat die Fiba im vergangenen Jahr als Konkurrenz zum Eurocup der ECA die Basketball Champions League gestartet. Er lockt die Klubs mit Geld und verdoppelte die Prämie für den Champions-League-Sieg im Vergleich zum Vorjahr auf eine Million Euro. Auch die ECA winkt mit Geld. Im November 2015 schloss sie einen Zehnjahresvertrag mit dem US-Vermarkter IMG ab. Aussagen über das Volumen schwanken zwischen 500 und 700 Millionen Euro.

Das Problem der ECA indes ist mangelnde sportliche Glaubwürdigkeit: Für die Euroleague gilt nur sehr eingeschränkt die sportliche Qualifikation. Stets startberechtigt sind unabhängig vom Abschneiden in ihrer jeweiligen Heimatliga elf europäische Klubs, die auch Teilhaber am Unternehmen Euroleague sind. Der amtierende Euroleague-Meister Fenerbahce Istanbul etwa zählt dazu, nicht aber der deutsche Meister Bamberg.

Die höchste Klasse im Konflikt abseits der Courts ist übrigens die EU. Fiba wie ECA haben bei der Kommission im vergangenen Jahr Wettbewerbsbeschwerden erhoben. Beide werfen dem jeweils anderen vor, gegen EU-Recht zu verstoßen, bekanntlich eher eine dröge Materie. Und so ist es am Ende wohl doch unterhaltsamer, den Kampf zwischen den Körben zu verfolgen – und den Kampf zwischen Aktendeckeln so weit wie möglich zu ignorieren.

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