Dorothea Hahn über die Folgen des Hurrikans auf Puerto Rico: Maria ohne Gnaden
Offiziell ist Puerto Rico Teil des reichsten Landes der Welt. Doch im Rest der USA beeindruckte die Katastrophe auf der Insel wenig. Während die vorausgegangenen Hurrikans in Texas und Florida für Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung und Blitzbesuche des Präsidenten sorgten, hielten sich die Medien diesmal bedeckt, bewegte sich die Katastrophenhilfe nur schwerfällig und brauchte Donald Trump geschlagene fünf Tage, bis er sich erstmals öffentlich äußerte. Er verband es mit dem impliziten Vorwurf, die Insel sei – wegen ihrer veralteten Infrastruktur und hohen Verschuldung – an den katastrophalen Zuständen auch selber schuld.
Nationale Solidarität hat es für Puerto Rico nie gegeben. Die Insel mit dem Namen „Reicher Hafen“ war für die USA von Anfang an ein Ort für gute Geschäfte. Bis heute halten sie an dem kolonialen Status fest, der nur Schiffen unter ihrer Flagge das Recht gibt, Puerto Rico zu beliefern. Immerhin wurde dieser „Jones Act“ jetzt kurzfristig ausgesetzt.
Nachdem US-amerikanische Banken jahrzehntelang absurde Milliardenkredite auf die Insel gepumpt hatten, musste sich Puerto Rico 2015 zahlungsunfähig erklären. Washingtons Antwort war ein Austeritätsplan, der die Insel zwang, Krankenhäuser und Schulen zu schließen, Reparaturen der Infrastruktur abzusagen und öffentliche Dienste zu privatisieren. Diese Krise löste den Exodus zigtausender Insulaner aus.
„Maria“ hat eine bereits geschwächte Insel getroffen. Die Begehrlichkeiten sind groß. Die US-Schifffahrtsindustrie will selbst jetzt nicht akzeptieren, dass ausländische Schiffe Hilfsgüter bringen. Und Investoren sehen die Chance, dass Puerto Ricos Kronjuwel, die Energiegesellschaft, privatisiert wird.
So könnte die Entwicklung auf das hinauslaufen, was in New Orleans nach „Katrina“ geschah: Dort hat eine der weitestgehenden Privatisierungen sowie ein fast vollständiger Bevölkerungsaustausch stattgefunden.
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