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„Habt ihr den Scheck gesehen?“

Aufstieg Sloane Stephens, die fast ein Jahr lang verletzt war, gewinnt tatsächlich die US Open im Tennis. In nur fünf Wochen klettert die 24-Jährige aus Florida von Platz 934 der Weltrangliste auf Rang 17

Sloane Stephens freut sich Foto: dpa

NEW YORK taz I Es gab nichts, was sie hätte besser machen können, und am Ende hatte sie alle um den Finger gewickelt. Sloane Stephens gewann nicht nur den Titel an diesem sonnigen Sommernachmittag in New York. Sie bewährte sich auch als gute Freundin und tröstete die besiegte Finalistin Madison Keys in einer innigen Umarmung. Sie präsentierte den Pokal mit solchem Schwung, als hätte sie nie was anderes getan. Und sie konnte es kaum fassen, als ihr der Siegerscheck in Höhe von 3,7 Millionen Dollar überreicht wurde. „Meine Güte, das ist ein Haufen Geld“, entfuhr es ihr, und es hörte sich so an, als sei sie wirklich überrascht.

An das Spiel an sich wird sich niemand lang erinnern. Es war arg einseitig (6:3, 6:0), weil Madison Keys in großer Nervosität Fehler über Fehler produzierte. Sie weinte in der Stunde danach dicke Tränen. Die Siegerin tröstete sie und gönnte sich das volle Programm. Stephens legte eine Pressekonferenz hin, die in Sachen Unterhaltungswert schwer zu überbieten war.

Sloane Stephens war witzig, spontan, offen, und die halbe Stunde dieser Pressekonferenz verdichtete sich zu einem Feuerwerk jugendlicher Lebensfreude. Im seriösen Teil sprach sie wie nach jedem ihrer Siege bei diesem Turnier über die Sorgen, die sie sich in den elf Monaten ihrer Pause wegen eines Ermüdungsbruchs am linken Fuß und einer Operation gemacht hatte. Dass sie sich nicht in den kühnsten Träumen hätte vorstellen können, nur fünf Wochen nach ihrer Rückkehr im Raketentempo ganz oben zu landen.

Gut möglich, dass ihr ohne die lange Pause nie so eindringlich klar geworden wäre, wie sehr sie am Tennis hängt. Wie sehr sie diese gleichermaßen verwirrenden wie befriedigenden Momente des Wettbewerbs liebt. Ohne Erwartungen kam sie zurück, zunächst einfach nur froh, wieder dabei zu sein, und mit diesem neuen Gefühl spielte sie besser, befreiter als je zuvor. „Mit Worten kann man die ganze Geschichte kaum beschreiben“, sagte sie.

Von Platz 934 in der Weltrangliste flog sie mit Lichtgeschwindigkeit innerhalb von fünf Wochen auf Platz 17, und jetzt muss sie sich keine Sorgen mehr darüber machen, bei welchen Turnieren sie nun mitspielen darf. Für den amerikanischen Tennisverband waren diese US Open mit vier Spielerinnen im Halbfinale eine Offenbarung. Keiner weiß, ob Serena Williams nach der Geburt ihrer Tochter wie geplant Anfang kommenden Jahres zurückkehren wird. Und es kann niemand mit Sicherheit sagen, ob Stephens mit der Aufgabe klarkommen wird, die New Yorker Ereignisse zu bestätigen, vielleicht gemeinsam mit ihrer Freundin Madison Keys neue Impulse zu setzen und in eine Zeit überzuleiten, in der Serena und Venus Williams nicht mehr spielen werden. Aber dieser Abend hatte einen eigenen Wert.

So wie Stephens’ umwerfend ehrliche Antwort auf die Frage, ob sie nach dem ersten großen Sieg jetzt erst so richtig Lust auf weitere große Taten habe. Sie sah die Fragestellerin sehr direkt an, konnte sich vor Vergnügen kaum auf dem Sitz halten und trompetete: „Na klar. Hast du diesen Scheck gesehen, den mir die Lady da draußen überreicht hat? Wenn dir das keine Lust auf Tennis macht, dann weiß ich’s nicht.“

An diesem bemerkenswerten Tag in New York gewann Sloane Stephens einen großen Titel, und sie reagierte darauf frech, unverkrampft und mit dem ganzen Schwung der Jugend. Es wäre zu schön, wenn es nicht bei diesem einen Auftritt bliebe. Doris Henkel

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