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Nach Hitzemarsch: Bundeswehr spricht erstmals von Fehlern

BERLIN taz | Zwei Monate nach dem Tod eines Offiziersanwärters in Munster hat die Bundeswehr erstmals Fehler eingestanden. Laut einem Zwischenbericht an den Verteidigungsausschuss des Bundestags hatten Ausbilder vor und während eines Eingewöhnungsmarsches am 19. Juli zu harte Bedingungen angeordnet. Vier Offiziersanwärter erlitten damals einen Hitzschlag, einer von ihnen starb später. Wie die Fehler der Ausbilder mit den Erkrankungen zusammenhängen, ist nach Bundeswehr-Angaben aber noch offen.

Die Offiziersanwärter sollten am 19. Juli einen leichten Marsch über sechs Kilometer absolvieren. Die Ausbilder hatten zuvor nicht an der Kaserne kontrolliert, ob die Rekruten ihre Ausrüstung vollständig dabeihatten, sondern erst nach dem Transport zum drei Kilometer entfernten Startpunkt des Marsches. Weil Gegenstände fehlten, musste ein Großteil der Offiziersanwärter zunächst zurück zur Kaserne marschieren – laut Bundeswehr war beides zusammen „eine nicht sachgerechte Führungsentscheidung“.

Die Bundeswehr kritisiert zudem, dass die Soldaten am 19. Juli teilweise im Laufschritt marschieren und zwischendurch Liegestütze absolvieren mussten. Solche Maßnahmen in der dritten Ausbildungswoche „widersprechen der Zielsetzung eines Eingewöhnungsmarsches und sind zu unterlassen“. Schließlich sei auch die angeordnete Bekleidung an dem warmen und feuchten Tag „Leistungsstand und Witterung nicht angepasst“ gewesen. Die Offiziersanwärter mussten mit Helm, Feldjacke und Splitterschutzweste marschieren.

Eine möglicher Grund für die fehlerhaften Anweisungen: Mehrere Vorgesetzte, darunter der zuständige Kompaniechef, seien am 19. Juli im Urlaub gewesen. Zwischendurch habe auch noch der Zugführer gefehlt, sodass Ausbilder mit weniger Erfahrung und niedrigerem Rang die Verantwortung gehabt hätten. Tobias Schulze

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