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Dreifach-Rabatt für neues Auto

Abgasskandal Wer die Herstellerprämien zur Verschrottung des alten Diesels und Erwerb eines Neuwagens nutzen will, sollte genau kalkulieren. Fahrverbot droht trotzdem

von Hannes Koch

BERLIN taz | Wer seinen alten Diesel loswerden will, bekommt Geld geschenkt. Mit diesem Versprechen werben jetzt die meisten Fahrzeughersteller auf dem deutschen Automarkt. Ob sich die zusätzlichen Preisrabatte für den Wechsel von alten Diesel-Pkw zu neuen Fahrzeugen allerdings lohnen, muss man hinterfragen. „Wir sehen die Gefahr, dass die bisherigen Händlerrabatte mit den neuen Boni verrechnet werden könnten“, sagt Gregor Kolbe, Spezialist für Mobilität beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). Der Vorteil für die Kunden wäre unter dem Strich dann geringer als angenommen. Außerdem muss man einkalkulieren, auch mit einem modernen Diesel in die Falle möglicher Fahrverbote zu tappen.

Grundsätzlich funktionieren die neuen Marketingmodelle so: Wer seinen alten Diesel verschrottet oder beim Autohändler in Zahlung gibt, erhält einen Neuwagen – Diesel, Benziner oder ein Öko-Auto – mit nennenswertem Rabatt. Die Spanne reicht von 1.750 bis zu 10.000 Euro. Solche Angebote zu machen, haben sich die Autokonzerne beim Dieselgipfel mit der Politik Anfang August bereit erklärt. Sie sollen helfen, die Fahrzeugflotte schnell zu modernisieren und die Abgasbelastung in Städten zu reduzieren.

So macht beispielsweise die Marke VW das Angebot, gegen Vorlage von Verschrottungsnachweisen für beliebige Dieselfahrzeuge von Euro-Norm 1 bis 4 einen Preisnachlass zwischen 2.000 und 10.000 Euro zu gewähren. Die Rabatte sind nach Typen der Neuwagen gestaffelt. Der Abschlag auf den Listenpreis eines neuen Polo beträgt 3.000 Euro, für einen neuen Golf 5.000 Euro. Ihre zusätzlichen Rabatte nennen die Hersteller in der Regel „Umweltprämie“. Hinzu kommt bei VW eine sogenannte Zukunftsprämie, ein Extrabonus für den Kauf eines neuen Elektroautos von 2.380 Euro. Außerdem zahlt das Unternehmen weiterhin seinen Teil des im vergangenen Jahr mit der Bundesregierung vereinbarten „Umweltbonus“ für den Umstieg auf Öko-Fahrzeuge, den man teilweise beim Bundesamt für Wirtschaft beantragen muss.

Bei VW wie bei den meisten anderen Herstellern läuft die Frist allerdings nur bis Ende 2017. In Details unterscheiden sich die Regelungen von Firma zu Firma. BMW bietet beispielsweise eine einheitliche Umtauschprämie von 2.000 Euro, nimmt aber den alten Diesel zu marktüblichen Konditionen in Zahlung, was das Geschäft aus Sicht der Autofahrer in vielen Fällen günstiger macht. Die Marke Mercedes verfährt ähnlich.

Nun existieren aber nicht nur diese neuen Prämien, sondern auch die bisher üblichen Händlerrabatte. Beim Autokauf einen Nachlass von 10 Prozent vom Neupreis zu erhalten ist schon bisher keine Seltenheit. Autohändler könnten daher auf die Idee verfallen, den normalen Abschlag von beispielsweise 4.000 Euro mit einer neuen Prämie von 2.000 Euro zu verrechnen. Das Autohaus sparte 2.000 Euro, der Kunde hätte aber trotz des wohlklingenden Angebots unter dem Strich keinen Vorteil. VZBV-Mitarbeiter Kolbe sagt deshalb: „Kunden sollten Wert darauf legen, dass die Umtauschprämie zum üblichen Händlerrabatt addiert wird.“

Auch viele Modelle der modernen Euro-6-Norm sind noch nicht sauber

Eine weitere Schwierigkeit tritt auf, wenn man jetzt einen alten gegen einen neuen Diesel tauscht. „Das Problem der Fahrverbote kann die Autobesitzer schnell wieder einholen“, sagt Gregor Kolbe. Denn selbst neue Euro 6-Diesel halten nicht unbedingt die Stickoxid-Grenzwerte ein. Sie überschreiten den zulässigen Ausstoß durchschnittlich um das Fünffache, stellte das Umweltbundesamt im vergangenen April fest.

Zwar hat die Europäische Union ein schärferes Verfahren zur Abgasmessung, das die tatsächlichen Fahremissionen abbilden soll, ab 1. September dieses Jahres in Kraft gesetzt. Doch für alle neuen Fahrzeuge gilt es erst ab September 2019.

So mag es passieren, dass Städte wie Stuttgart oder München selbst modernen Dieseln die Einfahrt ins Zentrum verweigern, weil Gerichte sie dazu zwingen. Der dank Verschrottungsprämie reduzierte ­Kaufpreis des neuen Diesel dürfte diesen Ärger kaum mildern.

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