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heute in Bremen„Im Garten der Philosophie“

Radio Auf Bremen Zwei startet heute eine Grimme-prämierte Soziologiesendung

Patrick Breitenbach

41, ist Berater und Konzeptioner bei ZDF Digital, zusammen mit Erziehungswissenschaftler Nils Köbel gewann er für den „Soziopod“ 2013 den Grimme Online Award.

taz: Herr Breitenbach, in der ersten Folge Ihrer Sendung „Soziopod“ begeben Sie sich auf einen Rundgang durch den „Garten der Philosophie“. Wen besuchen Sie dort am liebsten?

Patrick Breitenbach: Mein absoluter Favorit ist Paul Watzlawik. Zum einen, weil er eine wunderbare Kommunikationstheorie aufgestellt hat, die alles durchdringt. Zum anderen, weil ich mit Konstruktivismus sehr viel anfangen kann. Watzlawik schreibt außerdem sehr metaphorisch und lebendig, ohne dass es zu flach wird.

Zusammen mit Ihrem Kollegen, dem Erziehungswissenschaftler Nils Köbel, haben Sie den Anspruch formuliert, „Soziologie auf die Straße“ zu bringen. Wie machen Sie das?

Wir versuchen inhaltlich und sprachlich bei möglichst vielen Leuten anzudocken. Wir liefern zu theoretischem Stoff viele Bilder, Beispiele und Anekdoten. Wir erklären Fachbegriffe – es soll sprachlich einfach und anschaulich sein. Dazu trägt bei, dass wir Themen im Dialog abhandeln und keine Vorträge halten. Außerdem machen wir Live-Events und gehen mit dem, was wir machen, auf die Straße oder zumindest auf die Bühne und reisen von Stadt zu Stadt.

Erzeugt das Bewegung?

Ich finde das unfassbar bereichernd. Man erzählt auf der Bühne nicht immer das Gleiche und bekommt außerdem Perspektiven zurück, weil man bei der Diskussion mitmachen kann und soll. Wir verkünden nicht die Wahrheit aus dem Elfenbeinturm, sondern sind offen und würden niemanden abwürgen, weil er etwas sagt, was uns nicht passt.

Ihre Sendung läuft nun 14-täglich. Was sind die Hauptthemen und worum geht es heute?

Wir haben uns für die nächsten Sendungen eine Dramaturgie ausgedacht: Wir beginnen heute mit einer Einführung im Garten der Philosophie und stellen die wichtigsten Denkströmungen vor. Dabei übernehmen wir das Bild des Gartens von Wilhelm Dilthey. In den nächsten Folgen geht es um Rousseaus Gesellschaftsvertrag, kurz vor der Bundestagswahl um Demokratie und danach um Macht und Herrschaft: Was bedeutet Herrschaft in Abgrenzung zu Macht, und wer hat sie warum?

Wann kommt endlich Marx?

Der kommt direkt nach Herrschaft, wenn es um Kapitalismuskritik gehen soll. Aber wir orientieren uns eher an Themen als an Köpfen. Extremismus und Religion werden weitere Themen sein, ebenso Gewalt.

In Ihrem Podcast haben Sie bereits Gewalt behandelt. Warum hat die Gewalt beim G20-Gipfel so viele derart erschüttert?

Es gibt nach Reemtsma drei Formen von Gewalt: Es gibt die raptive, also sexualisierte Gewalt, die lozierende, also zielgerichtete, Gewalt, wie sie etwa Blockaden sind, die als Teil der Protestbewegung einigermaßen legitim und Teil des Spiels sind und dann gibt es noch die autotelische Gewalt, die unkontrolliert ist, ohne erkennbaren Sinn und Zweck. Letztere war es, die alle Seiten in Hamburg so erschreckt hat, weil sie unberechenbar war und nicht zuletzt wirkmächtige abschreckende Bilder erzeugt hat. Interview gjo

21 Uhr, vierzehntäglich: Bremen Zwei, UKW Bremen 88,3, Bremerhaven 95,4

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