Bevölkerungsentwicklung in Berlin: Mehr Bewohner, weniger Wähler

Berlin wächst und wird stetig größer – doch wählen dürfen in diesem September verblüffenderweise weniger Menschen als 2013. Warum?

Wahlzettel für Berlin

Weniger Menschen dürfen in Berlin kreuzen Foto: dpa

Berlin wächst. Die Einwohnerzahl steigt kontinuierlich schon zwölf Jahre in Folge. Seit 2010 spricht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von einer Einwohnerentwicklung mit „besonderer Dynamik“. Allein im vergangenen Jahr wuchs die Bevölkerung um 61.000 Personen. Damit fiel der Anstieg noch einmal höher aus als in den Vorjahren.

Zum letzten Stichtag der Statistiker, am 31. Dezember 2016, wurden 3.670.622 Einwohner gezählt. Innerhalb von nur vier Jahren ist Berlin damit um die Größe einer Stadt wie Rostock gewachsen: um 201.001 Menschen. Immer mehr Berlinerinnen und Berliner also, die auch über die politischen Geschicke der Stadt und des Landes mitbestimmen können – sollte man meinen.

Doch einer Mitteilung der Berliner Landeswahlleiterin zufolge dürfen an den Wahlen zum Bundestag in diesem Jahr weniger Menschen teilnehmen als noch 2013. Wahlberechtigt seien 2.496.096 Menschen, ein Rückgang um 6.181. Mit einigen Nachmeldungen wird in den kommenden Wochen jedoch noch gerechnet.

In acht Bezirken werden weniger Menschen an die Wahlurnen gerufen. Den stärksten Rückgang gibt es in Marzahn-Hellersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Spandau. Angestiegen ist die Zahl der Wahlberechtigten nur in vier Bezirken, vor allem in Treptow-Köpenick und Mitte.

Innerhalb von nur vier Jahren ist Berlin damit um die Größe einer Stadt wie Rostock gewachsen: um 201.001 Menschen.

Doch wie kann es sein, dass die Stadt immer voller wird, die Zahl der Wahlberechtigten aber sinkt? Die Antwort, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg darauf gibt, ist so simpel wie überraschend. Zum Bevölkerungsanstieg trugen demnach „ausschließlich Deutsche unter 18 Jahren und Ausländer bei, nicht jedoch die Wahlberechtigten (Deutsche über 18 Jahre).“

Ein Blick in die amtliche Statistik lässt erkennen: Die Anzahl der ausländischen Staatsbürger nahm in den vergangenen vier Jahren von etwa 500.000 auf 677.000 zu. Darunter sind auch viele Flüchtlinge, die insbesondere seit dem Sommer 2015 ihren Weg in die Stadt gefunden haben. Sie alle sind von der demokratischen Mitbestimmung bei der Bundestagswahl und dem Tegel-Volksentscheid ausgeschlossen.

Im vergangenen Vierjahres­zeitraum hat also auch die Zahl der Deutschen zugenommen. Den Zuwachs gab es aber ausschließlich bei den unter 18-Jährigen, deren Zahl um 32.167 zugenommen hat. Tatsächlich stieg auch die Zahl der Geburten in jüngster Zeit kräftig an. Dafür sank die Zahl der erwachsenen Deutschen bis Ende 2016 um 3.962, auf knapp zweieinhalb Millionen – und bis zur Eintragung in das Wählerverzeichnis am 13. August wird sie noch etwas weitersinken.

Im Ergebnis sind am 24. September noch 68 Prozent aller BerlinerInnen aufgerufen, sich an den Wahlen zu beteiligen. Vor vier Jahren waren es noch 72 Prozent.

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