piwik no script img

Anne Haeming Der Wochenendkrimi Ein Traum von einem Magnum

Irgendwann, als Magnum und sein Riesenschnauzer aufgewacht sind, er in seinen weiten Schlabberunterhosen in den Garten schlendert, wo sein Hausfreund Higgins Krocket spielt, erst recht nachdem Magnum sich dann in einen eierschalenfarbenen Doppelreiher samt Hut und Schnürschuhen geworfen hat, mit einem grandios uralten Oldtimer zu seiner Auftraggeberin düst, die fürs Hawaii der 1980er ein seltsam rüschiges Kleid trägt und den Mordverdacht gegen ihren Vater aufgeklärt wünscht, irgendwann dann dämmert einem: Da stimmt was nicht. Wo, bitteschön, sind die schwanzengen Jeans, das bunte Blütenhemd, Brusthaar inklusive, wo die Sneaker und die Truckerkappe?

Dass die Privatdetektivserie mit Tom Selleck nach wie vor der Hit ist, auch fast 40 Jahre später, liegt an Momenten wie diesem: Wenn eine stinknormale Folge, mittendrin in Staffel 3, mit so viel Meta gebaut ist, dass sie einen schlichtweg umhaut.

Es geht um Mauscheleien zwischen zwei Familien, eine fiese Witwe, eine heimliche Geliebte, einen missgünstigen Sohn und fehlende Beweise, dass der Verdächtige eben doch nicht den Mord begangen hat. Den Thomas Magnum dann auch findet, na logo, in einem alten weißen Südstaatenhaus, das aussieht, als habe der gute alte F. Scott Fitzgerald auf der Veranda gerade noch Mint Juleps geschlürft.

Bis Magnum zehn Minuten vor Episodenende wieder aufwacht. Und all das, was der Zuschauer zuvor sah, eigentlich ganz anders war. Was für ein grandioses kleines Vexierspiel.

Wenn dann beim echten Showdown ein Song anhebt wie von Earth Wind & Fire und einen wegbläst vor lauter BÄM, wünschte man, so was würde den restlichen sommerlichen Einheitsbrei längerfristig ersetzen. Ein Glück: Direkt im Anschluss kommen noch zwei Folgen. So wie an jedem Sommersamstag bei RTLplus. Einmal Magnum komplett.

„Magnum“; 20.15 Uhr, RTLplus

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen