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Gefangen in Bagdad

JUSTIZ Die deutsche IS-Terrorverdächtige Linda W. will aus dem Irak zurück nach Deutschland. Das gestaltet sich indes schwierig

Weggesperrt: IS-Verdächtige in einem provisorischen Gefängnis vor Mossul Foto: Bram Janssen/dpa

Aus Berlin Tobias Schulze und Konrad Litschko

In einer Militärkaserne im Süden Bagdads soll Linda W. derzeit sitzen, inhaftiert von der irakischen Armee. Sie wolle nur noch zurück nach Deutschland, soll die 16-jährige Sächsin gesagt haben. Genau das aber ist nicht so einfach.

Im Juli 2016 war Linda W. aus dem sächsischen Pulsnitz heimlich über Istanbul zum „Islamischen Staat“ nach Syrien ausgereist. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie sich radikalisiert. Vergangene Woche nun wurde W. in Mossul von irakischen Soldaten mit weiteren Personen festgenommen.

Das Auswärtige Amt bestätigte am Montag, dass sich W. unter den Inhaftierten befindet, zusammen mit einer weiteren Deutschen. Beide Frauen wurden von der deutschen Botschaft in Bagdad bereits am vergangenen Donnerstag besucht. Zwei weitere inhaftierte Frauen besuchte die Botschaft am Montag. Auch diese identifiziert sie als deutsche Staatsbürgerinnen.

Ein irakischer Reporter, der auch für den NDR arbeitet, besuchte Linda W. in der Haft. Sie bereue, dass sie sich dem IS angeschlossen habe, sagte sie dem Journalisten. Und sie sei bereit, mit den Behörden zu kooperieren. Sie habe genug vom Krieg, von den Waffen, vom Lärm: „Ich will nach Hause.“

Allerdings: Deutschland hat kein Auslieferungsabkommen mit dem Irak. Eine Überstel­lung in die Bundesrepublik müsste deshalb nichtvertraglich geregelt werden, sagte eine Sprecherin des Bundesjustizmi­nisteriums. Im Irak droht Linda W. als Terrorverdächtiger eine lange Haftstrafe oder gar die Todesstrafe.

Nach taz-Informationen versuchen derzeit deutsche Ermittler, an den Vernehmungen von Linda W. teilzunehmen. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelte zunächst gegen die Jugendliche wegen der „Aufnahme von Beziehungen zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“. Für einen Haftbefehl – und damit eine Grundlage für eine Auslieferung – fehle bisher ein dringender Tatverdacht, sagte Sprecher Lorenz Haase der taz. „Wir wissen noch nicht, was genau Linda W. seit ihrem Verschwinden nach Istanbul getan hat.“

Am Nachmittag dann zieht die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich – wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Den Vorwurf erhebt sie auch gegen die anderen drei deutschen Frauen. In Justizkreisen heißt es allerdings, es sei bisher „ausgesprochen schwierig“, nachzuvollziehen, wo und mit wem sich die Sächsin in Syrien und dem Irak aufhielt.

Offen ist derzeit ebenso, ob Linda W. ein Baby bei sich hatte, als sie festgenommen wurde – und ob dieses von ihr ist. Das berichteten britische Medien. Auch soll sie ein Gewehr getragen und eine Schussverletzung am Bein sowie ein verletztes Knie haben. Offiziell bestätigt wurde das am Montag nicht. W. sei körperlich „wohlauf“, hieß es. Bei der zweiten festgenommenen Deutschen soll es sich um Fatima M. handeln, eine gebürtige Tschetschenin, die einen Deutschen heiratete und in Baden-Württemberg gewohnt haben soll. Auch bei ihr bemühen sich die deutschen Behörden, sie nach Deutschland zu holen.

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