WG für schwule Flüchtlinge voll ausgelastet

Diskriminierung Niedersachsen kümmert sich um die Belange homosexueller Geflüchtete mit einer Vernetzungsstelle. Doch eine solche Unterstützung gibt es längst nicht überall

Die Stadt Hannover hat im vergangenen Jahr die erste Wohngemeinschaft für schwule Flüchtlinge eingerichtet. Die neun dort vorhandenen Plätze sind mittlerweile voll ausgelastet. In Niedersachsen nahm zudem vor einem Jahr auch eine Vernetzungsstelle für die Belange von homosexuellen Flüchtlingen ihre Arbeit auf. Der türkischstämmige Soziologe Kadir Özdemir sensibilisiert seitdem Asyl-Entscheider und Unterkünfte für die Belange dieser Menschen, außerdem werden Betroffene und Organisationen vernetzt.

Wie viele Flüchtlinge homosexuell sind, weiß niemand. Statistiken über die sexuelle Orientierung führt das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration nicht. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) in Berlin und der Soziologe Özdemir gehen aber übereinstimmend davon aus, dass mindestens zehn Prozent der Geflüchteten homosexuell sind. Für viele wäre die Diskriminierung ihrer sexuellen Orientierung der Haupt-Fluchtgrund.

Im vergangenen halben Jahr sei aber bundesweit zu beobachten gewesen, dass immer mehr Asylanträge, die auf der Verfolgung als Homosexueller fußten, abgelehnt worden sind. Zudem berichten zahlreiche Flüchtlingsorganisationen, dass lesbischen Frauen ihre sexuelle Orientierung sehr selten abgekauft und als Fluchtgrund akzeptiert werde.

Die größte Baustelle sei der Wunsch der Menschen, einen anderen Wohnort zu bekommen, berichtet Özdemir. „Die meisten Geflüchteten wollen in größere Städte. Bei Homosexuellen ist dieses Bedürfnis noch dringender.“ Niedersachsen habe mit der Vernetzungsstelle eine Vorreiterrolle, sagte René Mertens vom Lesben- und Schwulenverband. Lediglich in Sachsen gebe es ein ähnliches Projekt. Eine separate Unterbringung für schutzbedürftige homosexuelle Flüchtlinge gibt es außer in Hannover auch in Nürnberg und Berlin. (dpa/taz)