: Sanftmütige Explosionen
Konzert Psychedelische Beschwörung: Kikagaku Moyo im Badehaus
Lange Haare sind in der Rockmusik schon deswegen ein Vorteil, weil es einfach toll ausschaut, wenn sie dann geschüttelt werden. Der Gitarrist von Kikagaku Moyo machte es immer, wenn in der Musik mal wieder etwas zugelegt wurde an Intensität und er dazu an seinem Instrument ein paar Explosionen entfachte. Man konnte das, was man hörte, an dem wehenden Haar – alte Rockschule – auch gleich noch sehen.
Am Donnerstag spielte die Band aus Tokio zum Abschluss ihrer ausgedehnten Europatournee im Badehaus auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain. Das Konzert war ausverkauft. Eine drängelnde und freundlich wogende Masse vor der Bühne, eingesponnen in eine beschwörende Musik, für die lange Haare eigentlich schon so etwas wie eine Grundvoraussetzung sind. Die fünf Musiker von Kikagaku Moyo tragen die Haare sehr lang. Sie machen psychedelischen Rock.
Vor fünf Jahren kamen sie als Band zusammen, mit Guruguru Brain betreiben die Musiker auch ein Label, im Namen eine Verneigung vor den auch in Deutschland geschaffenen Grundlagen des Geschäfts mit der Krautrockband Guru Guru und dem Krautrocklabel Brain. Eine Plattform fürs Psychedelische in Asien soll das Label sein.
Während auf den Platten von Kikagaku Moyo meist eine folkige Grundstimmung herrscht und ihre musikalischen Exkursionen nach zurückgelehnter Lagerfeuerversion klingen, hatte die Musik im Konzert die Wucht eines beinhärteren Rock – was sich wiederum hübsch mit dem weggehuschten Gesang der Band machte. Die eine sanftmütige Musik spielt. Sacht stampfend, pulsierend, sich in repetitiven Schleifen wiederfindend, um so mit aller Behutsamkeit und der notwendigen Dringlichkeit den psychedelischen Rock aus den modellhaften Frühsiebzigern in die Gegenwart zu holen. Thomas Mauch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen