heute in hamburg: „Männer haben das Sagen“
Küchenkonzert 30 Jahre gibt es das Musikzentrum für Frauen. Warum man es immer noch braucht
34, Veranstalterin und zuständig für Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim Frauenmusikzentrum in Ottensen.
taz: Frau Höfling, wie passen Musik und Essen zusammen?
Sarah Höfling: Sehr gut sogar. Bei den Küchenkonzerten kommen oft Nachbarn und nutzen das Essen, um dabei noch ein kleines Konzert zu genießen. Die Meisten sind mit dem Essen vor dem Konzert fertig. Das beginnt eine halbe Stunde später.
Was gibt es denn zu Essen?
Das Essen ist immer vegetarisch. Heute wird es Gazpacho mit Kräuterbaguette geben.
Brauchen Songwriterinnen heutzutage solche Lockmittel?
Das würde ich nicht sagen. Eigentlich sprechen die Songs für sich. Und wenn die Texte gut sind – und sie sind gut –, dann hören die Leute auch zu, ganz egal, ob es Essen gibt.
Wie können sie erfolgreich werden?
Indem sie gute Texte schreiben und die Leute berühren. Indem sie den Geschmack des Publikums treffen und sich nicht von Hindernissen abhalten lassen. Wobei die Songwriterinnen, die auftreten, noch keine Profimusikerinnen sind. Zwei davon entwickeln sich jedoch gerade dahin.
Brauchen wir heute noch ein Frauenmusikzentrum (FMZ)?
Auf jeden Fall. Vor allem, weil es immer noch weniger Frauen als Männer in der Musikbranche gibt. Und gerade im Bezug auf Technik trauen sich Frauen eher, Fragen zu stellen, wenn sie unter sich sind.
Woran liegt das?
Gerade im Musikbereich ist es häufig so, dass Männer das Sagen haben. Frauen haben in unserer Gesellschaft immer noch weniger Einfluss als Männer.
Hat sich in den letzten 30 Jahren nicht einiges geändert?
Das FMZ hat sich damals aus der Frauen-Lesben-Szene heraus gegründet und da waren politische Themen noch wichtiger. Es ging am Anfang erst mal darum, dass sich Frauen überhaupt einen eigenen Raum erkämpft haben, wo sie Platz hatten und Musik machen konnten. Das ist heute ja selbstverständlich und das finden auch alle sinnvoll.
Wie wird das künftig aussehen?
Es gibt immer mehr Diskussionen darüber, wem wir eigentlich einen Raum bieten wollen. Zum Beispiel stellt sich die Frage, wie wir mit Frauen umgehen, die transgender sind. Derzeit überlegen wir, ob wir das Frauenmusikzentrum für Trans- und Interpersonen öffnen wollen.
Soll das FMZ dann umbenannt werden?
Nein. Es soll auf jeden Fall ein Raum für Frauen bleiben.
Interview Katharina Kücke
FMZ goes Küchenkonzert, 19.30 Uhr, GWA St. Pauli /Kölibri, Hein-Köllisch-Platz 11 + 12, Eintritt frei
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