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PortraitDer Alarmschläger

Protestiert gegen Abschiebungen: Hassan Numan Foto: privat

Wenn Hassan Numan schlafen geht, liegt seine Trillerpfeife unter dem Kopfkissen. Der Sudanese und die anderen Geflüchteten, die in der Unterkunft am Ickerweg in Osnabrück, der ehemaligen Limberg-Kaserne, leben, können sich nie sicher sein, ob nachts nicht eine Abschiebung stattfindet. Denn auch in Niedersachsen gibt es keine Vorwarnung mehr für die Betroffenen. Doch die Geflüchteten in Osnabrück haben sich organisiert – mit einem eigenen Komitee, einer Nachtpatrouille und einem Alarmsystem aus Trillerpfeifen.

Rückt nachts – pünktlich für die erste Maschine – die Polizei an, schlagen die Aufpasser an den Toren mit ihren Pfeifen Alarm und wecken die anderen. „Wir sind vorbereitet“, sagt Numan, der selbst gerade erfahren hat, dass sein Asylantrag angenommen wurde. Der Politikwissenschaftler will nun an der Uni in Osnabrück seinen Doktor machen und über Solidarität in Stadtgesellschaften forschen. In der Unterkunft ist der 40-Jährige für die, die noch nicht so gut deutsch sprechen, eine Stimme.

Sind nach dem Alarm alle wach, treffen sich die Bewohner vor den Gebäuden der alten Kaserne, blockieren die Eingänge mit Mülltonnen, versperren die Tore mit Fahrrädern und fangen an zu singen – die sudanesische Nationalhymne oder arabische Kinderlieder. Der Inhalt ist egal, Hauptsache alle kennen den Text. „Null Gewalt ist uns wichtig“, sagt Numan. Mit diesem Prinzip haben die Geflüchteten schon zwei Abschiebungen verhindert.

Für morgen um 13.30 Uhr planen sie eine Demo unter dem Motto „Als Menschen wollen wir leben!“ auf dem Osnabrücker Rathausplatz. Die Bewohner der Unterkunft am Ickerweg wollen auf die permanente Angst vor Abschiebungen aufmerksam machen, darauf, dass sie gezwungen sind zu warten und sozial isoliert sind. Es sind aber auch praktische Dinge, die ihren Alltag erschweren, etwa dass sie die Bustickets in die Stadt selbst zahlen müssen.

Ihr Engagement zeigt schon Wirkung: „Früher haben die Leute aus Angst vor ihrer Abschiebung lieber draußen zwischen Bäumen geschlafen als in ihren Betten“, sagt Numan. „Jetzt haben sie wieder das Gefühl, dass sie sicher sind, weil wir zusammenstehen.“ rea

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