Handel Trump schimpft schon wieder über die Deutschen. Die sagen sich: Nur nicht müde werden: Fit for Fakten
aus Berlin Ingo Arzt
Die Bundesregierung bleibt sich in ihrer Linie gegenüber dem US-Präsidenten Donald Trump offenbar treu: Reden lassen und abwarten.
So könnte man die Reaktionen aus Berlin auf die jüngsten Attacken Trumps interpretieren. In Brüssel hatte der US-Präsident die Deutschen für ihre hohen Exportüberschüsse und für ihre geringen Verteidigungsausgaben regelrecht angepisst. Das tat er zwar schon häufiger, doch Ort und Zeit hatten eine neue Qualität: Trumps wählte die harschen Worte als Gast in Brüssel, auf diplomatischer Mission und klang dennoch aggressiv wie eh und je: „The Germans are bad, very bad“, hatte er laut Spiegel gesagt – eine Aussage, die sein Wirtschaftsberater später nicht dementierte, was einer Bestätigung gleichkommt.
Für die Bundesregierung müssen die Sätze wie blanker Hohn geklungen haben: Die letzten Monate waren geprägt von Vermittlungsversuchen, Annäherungen, Austausch und Geduld. Die Kanzlerin weilte im März in Washington, nahm deutsche Wirtschaftsvertreter mit, die Trump ausführlich erklärten, was für grandiose Arbeitsplätze Daimler, BMW und VW in den USA doch bereits geschaffen hatten.
Und jetzt das: „Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen“, soll Trump gesagt haben. Gemeint waren die Deutschen.
Da war er wieder, jener Trump, der frei von Fakten drauflos poltert. Dass deutsche Autobauer nicht Millionen, sondern 1,33 Millionen Fahrzeugen in den USA verkaufen und davon 850.000 im Land herstellen schien Trump egal zu sein. Hintergrund seiner Attacken ist das enorme Handelsbilanzdefizit der USA von 481 Milliarden Dollar.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
Wie so oft in der Vergangenheit blieb eine verbale Gegenattacke der Bundesregierung in Richtung Trump aus. „Wir kommentieren grundsätzlich keine angeblichen Äußerungen“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter bei einer Pressekonferenz in Berlin. Auf die Frage einer Journalistin, ob sich die Bundesregierung durch Trumps Kritik am Handelsüberschuss und die stetige Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben gemaßregelt fühle, sagte Streiter, dass Emotionen wie Verärgerung hier keine Rolle spielten. „Alles, was beim Nato-Gipfel beschlossen wurde, trifft 100 Prozent die Interessen der Bundesregierung“, so ein Sprecher des Auswärtigen Amts.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, es sei wichtig, klare Fakten an die amerikanische Seite zu kommunizieren, um moralische Bewertungen beim Handelsüberschuss zu vermeiden. „Während ihrer Reise in die USA hat die Bundeswirtschaftsministerin das Thema angesprochen und erklärt, welche Faktoren den Handelsüberschuss bedingen“, sagte sie. Aspekte wie der Ölpreis, den die Bundesregierung nicht beeinflussen könne, wären hier relevant. Ein Sprecher das Auswärtigen Amt stimmte ein: „Wir dürfen nicht müde werden, die Faktenlage zu erklären.“
Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beschwichtigte in Brüssel, aber mit deutlich ironischem Unterton. Deutsche Medien hatten das Zitat „bad Germans“ mit „böse Deutsche“ übersetzt. „Bad heißt nicht böse – schlecht reicht ja schon“, sagte Juncker.
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