: Kinder und Eltern müssen sich noch gedulden
Kitas Der Betreuungsschlüssel an den Krippen wird später als geplant auf 1:4 verbessert werden. Der Senat will aber schrittweise mehr ErzieherInnen für rund 100 Millionen Euro pro Jahr einstellen
Eltern von Krippenkindern müssen ein Jahr und vier Monate länger als geplant auf einen Betreuungsschlüssel von eins zu vier in den Kitas warten. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) begründete dies am Dienstag mit erheblichen Zuwächsen in den Kindertagesstätten, „unter anderem dadurch, dass wir mehr als 1.000 Flüchtlingskinder zusätzlich in Hamburgs Kitas haben und darüber hinaus ein erhebliches Stadtwachstum“. Ursprünglich hatten Senat und Kita-Verbände 2014 vereinbart, dass der momentan noch bei 1:5,6 liegende Schlüssel zum 1. August 2019 auf das angestrebte Maß verbessert wird.
Dies sei jedoch kaum zu schaffen, da dann auf einen Schlag mehr als 2.000 zusätzliche Erzieher nötig wären, sagte Leonhard. Es gebe jedoch einen Ausgleich: So würden bereits vorzeitig zum 1. Januar 2018 und noch einmal zum 1. Januar 2019 jeweils 500 Erzieher zur Betreuung von Kindern bis zu drei Jahren eingestellt. Noch einmal die gleiche Menge folge dann Anfang 2020 und 2021. „Für die Eltern bedeutet das, dass es früher zu spürbaren Verbesserungen kommt, für die Erzieherinnen und Erzieher bedeutet das, dass sie früher neue Kolleginnen und Kollegen bekommen“, sagte Leonhard.
Die Kosten des Personalaufbaus bezifferte die Senatorin in der Spitze auf rund 100 Millionen Euro pro Jahr. Finanziert werden könnte dies über die erwarteten zusätzlichen Einnahmen aus dem 2020 in Kraft tretenden neuen Länderfinanzausgleich. Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte: „Wenn immer darüber geredet wird, was man mit dem Geld aus dem Länderfinanzausgleich alles machen könnte, will ich darauf hinweisen, dass die Zahlen relativ ähnlich sind: Das, was hier für die Kitas nötig ist, und das, was wir dort mehr gewinnen.“
An der geplanten Verbesserung des Betreuungsschlüssels für Kinder zwischen drei und sechs Jahren ändere sich nichts, sagte Leonhard. Dieser soll bis 2025 von derzeit eins zu 10,7 auf eins zu zehn verbessert werden. Nach Angaben des Statistikamts Nord wurden in Hamburg im vergangenen Jahr knapp 79.000 Kinder bis zu sechs Jahren betreut, knapp 24.000 davon waren maximal drei Jahre alt.
Um die hohe Zahl zusätzlicher Erzieher überhaupt erreichen zu können, will Hamburgs Schulbehörde neue Wege in der Ausbildung gehen. „Wir wollen gezielt Abiturienten ansprechen“, sagte Senator Rabe. Auch könne die Ausbildung durch das sogenannte Meister-Bafög finanziell unterfüttert und das Praktikum durch die sogenannte berufsbegleitende Ausbildung auch bezahlt werden. (dpa)
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