Michael Bartsch über die gemeinsame Demo von Pegida und AfD: Wer noch alles wegmuss
Getrennt marschieren, vereint schlagen!“ Mit ihrer Einigkeitsbekundung vom Montag in Dresden scheinen die Rechtsaußen des deutschen Meinungsspektrums dieser preußischen Militärstrategie folgen zu wollen. Nur wenige Meter zwischen zwei Lautsprecherwagen trennten AfD und Pegida noch.
Eine Demonstration der Stärke aber war das nicht. Der Verlauf der gemeinsamen Kundgebung mit der Beschwörung einer künftigen AfD-Bundestagsmehrheit klang eher wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde. So wie die Behauptung des AfD-Seniors Alexander Gauland, die Flügelkämpfe seien mit dem Kölner Parteitag ausgestanden.
Von wegen. Die Verlobung von AfD und Pegida in Dresden ließ geradezu körperlich spüren, wie relevante Teile der Parteibasis dem Petry-Flügel immer dreister in den Rücken fallen. Petry gilt ihnen als Bremserin des unaufhaltsamen Rechtsdralls der AfD und muss deshalb weg, wie auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche zu hören war. Alle müssen „weg“, die dem „gesunden Volksempfinden“ einen Funken Ratio entgegensetzen.
Frauke Petry hätte sich wohl nie träumen lassen, dass sie mal mit Kanzlerin Merkel gemeinsam eine Zielscheibe abgeben würde. Wie lange wird sie diesem AfD-Trend noch trotzen? Dessen Potenzial hatte übrigens 2011 schon der inzwischen gescheiterte NPD-Bundesvorsitzende erkannt: Holger Apfel meinte mit seinem Schlagwort von der „seriösen Radikalität“ genau diesen Extremismus der Mitte, mit dem er seine Partei vom Image der Nazi-Schlägertruppe wegführen wollte.
Von Pegida und ihrer wöchentlichen „Widerstandsparty“ mit knapp 2.000 Stammgästen aber nimmt kaum jemand noch Notiz. Sogar der „Lügenlutz“ sollte schon mal weg, als der Tatjana-Festerling-Flügel von Pegida gegen Pegida demonstrierte. Wer bleibt eigentlich übrig, wenn alle, die „wegmüssen“, entsorgt sind? Hoffentlich ein paar Demokraten!
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