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Die Ausblenderin

Tennis Die Russin Maria Scharapowa lässt sich von dem Hype um ihren ersten Auftritt nach 15-monatiger Dopingsperre wenig beeindrucken. Die Zwangspause, sagt sie, habe sie als Mensch wachsen lassen

Immer druckvoller: Scharapowa bezwingt Roberta Vinci Foto: dpa

STUTTGART taz | Als Maria Scharapowa ihre Pflicht erledigt hatte, kehrte sie noch einmal in die Mitte des roten Tennisplatzes zurück. Frohgelaunt schickte die 30-jährige Russin Kusshändchen ins Publikum. In diesem Moment war die ehemalige Nummer eins der Welt wieder in ihrem Element: „Der Platz ist meine Bühne, seit ich ein kleines Kind bin, und ich habe lange auf den Moment gewartet.“

Gut zwei Stunden davor war sich die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin nicht so sicher, wie sie von den 4.500 Zuschauern in Stuttgart empfangen werden würde. Im Vorfeld ihres Comebacks nach 15-monatiger Dopingsperre hatte es hitzige Diskussionen gegeben, weil sie nur mit einer Wild-Card in das erlesene Feld des Stuttgarter Turniers gekommen war.

Verhalten fiel der Empfang für die dreimalige Stuttgart-Siegerin aus, einzelne Pfiffe mischten sich in den Applaus. Schwer tat sie sich am Anfang gegen die Italienerin Roberta Vinci, gab gleich ihr erstes Aufschlagspiel ab. „Am Anfang war es schwer, mich aufs Tennis zu konzentrieren“, gab sie hinterher zu. Mit zunehmender Dauer des Spiels wurde zwar die Zahl der eigenen Fehler nicht geringer, doch die Schläge druckvoller.

Die 34-jährige Vinci geriet immer mehr unter Druck. Zumal auch sie nicht ganz unbeeindruckt von dem Hype um die Rückkehr ihrer Erstrundengegnerin geblieben war. „Bei Instagram, bei Facebook, überall nur Scharapowa – Vinci, das erste Match, ein Wahnsinn“, erzählt sie, „da fiel es mir schwer, fokussiert zu bleiben.“ 3.6, 5:7 lautete aus ihrer Sicht nach 1:43 Stunden das Ergebnis. Es war ihre dritte Niederlage im dritten Spiel gegen die Russin.

Frisch geduscht war Maria Scharapowa im schwarzen Trainingsanzug und T-Shirt eine Stunde nach Spielende in dem überfüllten Pressesaal erschienen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich wieder gesammelt, wirkte kühl und unnahbar wie eh und je. „Wenn du im Wettkampf bist, blendest du alles andere aus“, sagte sie zu ihrem Spiel, „ich bin eine Wettkämpferin. Die Reise hat heute für mich angefangen. Jedes Match ist wichtig für mich.“

Natürlich wurde sie auch zu den Kommentaren ihrer Konkurrentinnen befragt. Ihr Antwort fiel sehr kontrolliert aus: „Ich habe sie mitbekommen, habe aber keinen Einfluss darauf.“ Ob sie auch denke, dass die Wild-Card für sie gerechtfertigt sei? „Ich war über viele Jahre sehr erfolgreich“, argumentiert sie, „deshalb kann ich schon gegen die Besten der Welt spielen.“

Als ein Journalist des britischen Boulevardblatts Sun sich vorstellte, um eine Frage zu stellen, ging Scharapowa forsch dazwischen. „War die Sun jemals davor in Stuttgart?“ Großes Gelächter. Dann erzählte sie doch etwas dazu, wie sie ihre Zwangspause erlebt hat. „Ich hatte die vergangenen 15 Monate viel Zeit, ein normales Leben zu führen und als Mensch zu wachsen“, bekannte sie, „ich habe mich um Freunde und meine Geschäfte gekümmert.“ In den Katakomben der Halle konnte man sich davon überzeugen. Ihre Firma „Sugarpova“, die Schokolade und Gummibärchen herstellt, war dort mit einem Stand präsent.

Das Spiel gegen Roberta Vinci war für Maria Scharapowa nur der erste Schritt auf ihrem Weg zurück an die Weltspitze. Für die Turniere in Madrid und Rom hat sie ebenfalls einen „Freifahrtschein“. Nicht aber für die French Open Ende Mai. Doch mit jedem Sieg kommt sie der regulären Teilnahme an diesem Grand-Slam-Turnier näher. Klaus-Eckhard Jost

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