Portrait: Die Strahlenschutz-Chefin
An der Spitze des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) steht nun erstmals eine Frau. Die 56-jährige Biologin Inge Paulini wurde am Mittwoch von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in ihr Amt als Präsidentin der Behörde eingeführt. Paulini übernahm den Posten von Wolfram König. Er hatte die 1989 infolge der Atomkatastrophe in Tschernobyl gegründete Behörde 18 Jahre lang geleitet.
Nach einem Studium in den USA arbeitete Paulini von 1993 bis 2008 im Umweltbundesamt. Zuletzt leitete sie dort die Grundsatzabteilung mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeitsstrategien, Umweltrecht und Umweltökonomie. Seit 2009 war sie Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Der Beirat wurde 1992 vor dem UN-Gipfel in Rio de Janeiro als unabhängiges Beratergremium eingerichtet. Paulini ist zudem Mitglied in einer Reihe von Beiräten und Gremien zur Thematik nachhaltige Entwicklung.
Im niedersächsischen Salzgitter übernimmt sie nun eine in ihren Kompetenzen arg gerupfte Behörde. Im Zuge der Ämterneuordnung bei der Endlagersuche wurde dem BfS die Zuständigkeit für die Endlagerprojekte Morsleben, Schacht Konrad und Gorleben entzogen und an eine neue Bundesgesellschaft übertragen. Das gilt auch für die als Jahrhundertaufgabe bezeichnete Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem maroden Atommülllager Asse.
Paulini und das BfS müssen sich also auf den Strahlenschutz konzentrieren. Zu tun gibt es in dem Bereich aber genug. Neben der Verbesserung des nuklearen Notfallschutzes und der Pflege der Messnetze für Radioaktivität geht es dabei auch um den Mobilfunk, die Elektrosmog genannten Radio- und Funkwellen sowie den Schutz vor der UV-Strahlung durch die Sonne.
Die Präsidentin sieht den Umbruch im Amt als Chance, das BfS als zentrale Fachbehörde für den Strahlenschutz zu etablieren. Sie wolle ihre Kompetenz einsetzen, um über die komplexe Thematik aufzuklären, sagte Paulini bei der Amtseinführung. Wie viele Mitarbeiter ihr zur Verfügung stehen werden, ist noch unklar: 2016 hatte das BfS rund 850 Beschäftigte. Es verfügte über einen Etat von knapp 500 Millionen Euro. RP
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