Proteste gegen Regierung in Venezuela: Neue Zusammenstöße mit der Polizei
Patienten mussten in Caracas aus einer Klinik evakuiert werden, weil diese mit Tränengas attackiert wurde. In den USA und der EU zeigt man sich beunruhigt.
![Ein Demonstrant hat sein Gesicht mit einem roten Tuch verhüllt Ein Demonstrant hat sein Gesicht mit einem roten Tuch verhüllt](https://taz.de/picture/1918449/14/a47c0b08df237517eafe53d4bbf00c00_edited_67814111_b4b422a274.jpeg)
„Das ist eine Schlacht des Widerstands“, sagte der Vize-Sprecher des von der Opposition dominierten Kongresses, Freddy Guevara. „Wir werden sehen, wer zuerst aufgibt: wir das Kämpfen oder sie das Unterdrücken.“
Nach Angaben von Innenminister Néstor Reverol wurden 18 Demonstranten festgenommen. Es war die fünfte Protestkundgebung der Opposition seit Anfang April. Am Donnerstag war ein 19-Jähriger bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in einem Vorort von Caracas getötet worden.
Am Montag mussten mehrere Patienten, darunter ein Neugeborenes, aus einer Klinik im Stadtteil Las Mercedes evakuiert werden, als das Gebäude von Tränengaskanistern getroffen wurde. Das sagte ein in der Klinik arbeitender Arzt, Luís Montanes, zu Reportern.
Maduro gibt USA die Schuld an Krise im Land
Venezuela steckt seit Monaten in einer tiefen politischen Krise. Diese verschärfte sich durch die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dem von der Mitte-Rechts-Opposition beherrschten Parlament die Kompetenzen zu entziehen und auf sich selbst zu übertragen. Nach heftiger Kritik aus dem In- und Ausland nahm das Gericht das Urteil zurück, doch die Proteste dauerten an. Durch ein am Freitag gegen den konservativen Oppositionsführer Henrique Capriles verhängtes 15-jähriges Ämterverbot wurde die Krise weiter angeheizt.
Die US-Regierung zeigte sich am Montag beunruhigt über das Ämterverbot für Capriles. Das US-Außenministerium rief Maduro auf, die Entscheidung zu „überdenken“ und „sicherzustellen, dass die Venezolaner ihr Recht, ihre Volksvertreter in freien und fairen Wahlen zu bestimmen, ausüben können“. Zuvor hatte die Europäische Union ihre Besorgnis über die „Eskalation der Spannungen und gewaltsamen Zusammenstöße“ in Venezuela ausgedrückt.
Maduro gab bei seinem Kuba-Besuch erneut den USA die Schuld an der Krise im Land. „Die Anordnung, dass es keinen Dialog in Venezuela geben soll, kam aus Washington, damit unser Land explodiert und der Weg für eine ausländische Intervention frei ist“, sagte er bei einem öffentlichen Auftritt in Havanna.
Maduro hielt sich zu einem Treffen linksgerichteter lateinamerikanischer Regierungen in Kuba auf. Die von seinem Vorgänger Hugo Chávez ins Leben gerufene Alba-Gruppe besteht aus Venezuela, Bolivien, Ecuador, Nicaragua sowie Kuba und weiteren Karibikstaaten. Die Gruppe verurteilte in einer Erklärung eine „Aggression und Manipulation“ gegen Venezuela. Diese bedrohe die „Souveränität, Unabhängigkeit und Stabilität“ des Landes.
Maduros Gegner wollen Amtsenthebung
Die Regierungsgegner im ölreichen Venezuela machen Maduro selbst für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich. Sie kämpfen für eine Volksabstimmung zu seiner Amtsenthebung. Für kommende Woche rief die Opposition zu weiteren Demonstrationen auf, Höhepunkt soll eine Großdemonstration in Caracas am 19. April sein.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche