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Platzmangel versus Inklusion

Schulausbau Die Bildungsbehörde plant sechs neue Grundschulen und muss dennoch Klassen zusammenquetschen – zum Nachteil der Inklusion

„Wenn man weiter die Schulen vollknallt, bedroht man die Inklusion“

Kristina Vogt, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion

Als nicht ausreichend bezeichnete die Linke das Vorhaben der Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), sechs neue Grundschulen bis 2020/21 zu errichten. Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kristina Vogt, schätzt auf Basis einer Prognose der Innenbehörde, dass ab 2020/21 wegen des Familiennachzugs anerkannter AsylbewerberInnen bis zu 1.400 zusätzliche Schulplätze erforderlich würden, die zudem nicht ausschließlich in Grundschulen benötigt würden, sondern ebenfalls in Oberschulen.

Die Bildungsbehörde rechnet für denselben Zeitraum mit 1.000 zusätzlichen GrundschülerInnen. Während auch diese optimistischere Schätzung schon seit Herbst kursiert, verkündete die Bildungssenatorin am Dienstag im Weser-Kurier, bis zum Schuljahr 2020/21 sechs neue Grundschulen bauen zu wollen. Vor einem Jahr plante die Senatorin für Bildung, Claudia Bogedan (SPD), noch mit drei neuen Grundschulen.

Neben Neubauten in Gröpelingen-Ohlenhof, Walle-Überseestadt, der Östlichen Vorstadt, Neustadt-Huckelriede und der Gartenstadt Werdersee soll eine Schule in Bremen-Nord entstehen, deren Standort noch unklar ist. Zudem sollen Container und Anbauten an zehn weiteren Standorten gegen den akuten Platzmangel helfen. Trotz dieser Maßnahmen ist zusätzlich geplant, dass in den bereits vorhandenen Schulen mehr Klassen untergebracht werden. Dabei sollen etwa selten genutzte Fachräume dienen. Vogt sagt: „Wo man selten genutzte Fachräume finden will, ist mir rein Rätsel.“ Die meisten Fachräume seien wegen Platzmangel bereits umfunktioniert worden.

Deswegen befürchtet Vogt, dass dem Raummangel die für das inklusive Schulkonzept notwendigen Differenzierungsräume zum Opfer fallen könnten: „Wenn man weiter die Schulen vollknallt, bedroht man die Inklusion.“ Bogedan habe zwar gesagt, man werde versuchen, keine Differenzierungsräume zu nehmen, aber das überzeuge Vogt nicht: „Differenzierungsräume sind ein No-Go. Ohne sie findet Inklusion nicht statt.“

Die Pläne der Bildungsbehörde für den Schulausbau müssen noch von Parlament und Senat beschlossen werden. Das betrifft ebenso den Haushalt, der den Ausbau beinhaltet, muss noch beschlossen werden. Vogt hatte bereits im November in einer aktuellen Stunde in der Bürgerschaft einen schnelleren Schulausbau angemahnt. Sie sagt: „Dringend benötigte Schulvorhaben dürfen nicht unter Finanzierungsvorbehalt stehen.“ GJO

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