: Es trifft in Delmenhorst die Falschen
Wasser-Sperre
Obwohl die 350 BewohnerInnen der beiden Wohnblöcke Wollepark in Delmenhorst Miete und Nebenkosten gezahlt hatten, standen sie am Dienstagmorgen ohne Wasser da: Die Stadtwerke drehten es „bis auf Weiteres“ ab. Fast 200.000 Euro schulden ihnen die Eigentümer der Immobilie.
Das Aufstellen von Dixi-Klos und einer Wasser-Zapfstelle für die MieterInnen sei laut den Stadtwerken Delmenhorst aus „humanitären Gründen“ erfolgt. Und auch Delmenhorsts Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD) sagte gegenüber dem NDR, die Sperre richte sich nicht gegen die Mieter. Bloß: Die Verwaltung der Wohnblocks ist gar nicht im Wollepark ansässig und somit auch nicht betroffen.
„Bis auf Weiteres“ hat die Sperre jedenfalls nicht geklappt: Am Mittwochabend wurde sie schon wieder aufgehoben. Aber nicht, weil die Stadtwerke ein Einsehen hatten, sondern weil die Eigentümergemeinschaft eine einstweilige Verfügung vorgelegt hat, weil sie nicht fristgerecht über die Kündigung ihres Vertrages informiert worden war.
Gut ist trotzdem nichts: Die MieterInnen der schrottreifen Immobilien – die meisten von ihnen sind Sozialleistungs-EmpfängerInnen, darunter viele Familien vom Balkan und aus dem arabischen Raum – müssen jetzt mit einer Gas-Sperre rechnen. Die droht zum Monatsende, denn auch für Gas wurde nicht gezahlt. Und wenn die Wasserschulden nicht beglichen werden, sind auch die Wasserhähne bald wieder zu.
Die Eigentümer der Wohnblocks hatten bereits vor zwei Jahren bei den Stadtwerken Außenstände von 85.000 Euro. Die Stadt Delmenhorst beglich sie damals.
Diesmal will sie hart bleiben. Vieles deutet darauf hin, dass sie keine andere Möglichkeit sieht, die Eigentümer loszuwerden, um die Immobilie selbst erwerben und sanieren oder sogar abreißen zu können: Denn sollten die Stadtwerke auch den Gashahn abdrehen, wäre das ein juristisches Argument dafür, ein Verfahren der Zwangsversteigerung in Gang zu setzen. Aber das würde dauern – und es trifft, wie immer, die Falschen. schn
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