: Mitstreiter in Mietsachen
NachrufGropiusstadt-Macher und Gehag-Leiter Karl-Heinz Peters 105-jährig gestorben
„Ohne diesen Mann gäbe es sie nicht, wie sie ist, und sie würde auch nicht Gropiusstadt heißen. Der Vorstand des gemeinnützigen Wohnungsunternehmens Gehag, Karl-Heinz Peters, ist der Gründer unseres Stadtteils“, heißt es auf der Homepage des Quartiersmanagement Gropiusstadt über den langjährigen Leiter der Gehag. Mit 105 Jahren ist Peters Mitte März in Baden-Württemberg verstorben, wie der VSA-Verlag erst kürzlich erfahren hat.
„Als bis zuletzt aktiven Mitstreiter für eine Wohnungspolitik im Interesse der MieterInnen“ würdigte der Verlag Peters in einem Nachruf auf seinen ältesten Autor. Unter dem Titel „Von der Gemeinnützigkeit zum Profit“ hatte Peters 2014 im VSA-Verlag ein Buch herausgegeben, das mit der Privatisierungspolitik der Gehag und aller Berliner Senate seit den 1980er Jahren abrechnete.
Vergebliche Warnung
Bereits 1984 hatte Peters in dem heute nur noch antiquarisch erhältlichen Buch „Wohnungspolitik am Scheideweg“ die Berliner Politik davor gewarnt, den Weg des sozialen Wohnungsbaus zu verlassen. Er tat es vergeblich: Die Privatisierungspolitik, deren Weichen bereits in den 1970er Jahren gestellt wurden und gegen die Peters als Gehag-Leiter angehen wollte, nahm nach dem Fall der Mauer erst richtig Fahrt auf. Beteiligt daran waren alle Parteien, von der CDU bis zur PDS.
Der Ärger darüber hat Peters im Alter von 104 Jahren zu seinem letzten Buch veranlasst, das nun zu seinem Vermächtnis wurde. „Die ganzen Größen der früheren Wohnungswirtschaft sitzen alle auf ihrer Pension und tun nichts. Da habe ich gedacht, da musst du eingreifen und deine Ansicht kundtun, damit es nicht so weitergeht“, ließ der Autor in den Medien wissen.
Im Vorwort des Buches beschreibt der Stadtsoziologe und kurzzeitige Bau-Staatssekretär Andrej Holm Peters als einen frühen Mitstreiter der aktuellen mietenpolitischen Bewegung: „Tief verankert ist bei ihm die Überzeugung, dass Wohnungen keine Waren sind, mit denen an Börsen spekuliert werden kann. Gemeinnütziger Wohnungsbau heißt vor allem, Wohnen als Menschenrecht anzusehen und es auch praktisch umzusetzen.“ Peter Nowak
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen