: Friedhof des Kartells unter den Augen des Staats
Mexiko In einem Massengrab im Bundesstaat Veracruz wurden bislang 253 Leichen entdeckt
Lucía Díaz Genao, Colectivo Solecito
Die meisten der Toten sollen bereits vor Jahren verscharrt worden sein. In rund 125 jeweils ein bis zwei Meter voneinander entfernten Gräbern seien je ein bis sechs Leichen vergraben worden. Colectivo-Gründerin Lucía Díaz sagte der BBC, die Getöteten seien im Durchschnitt zwischen 14 und 24 Jahren alt gewesen. Kleidungsreste deuteten darauf hin, dass unter den Toten sehr viele Frauen und Mädchen waren.
Staatsanwalt Winckler und die Mitstreiterinnen des Colectivo sind sich einig, dass es sich um eines der größten, wenn nicht dem größten Massengrab handeln könnte, dass bislang in Mexiko gefunden wurde.
Veracruz gilt seit Jahren als ein besonders gewalttätiger Bundesstaat. Zwei Kartelle, die Zetas und Jalisco Nueva Generación, kämpfen dort um die Vorherrschaft. Insbesondere unter der Regentschaft des früheren Gouverneurs Javier Duarte zwischen 2010 und 2016 hatte sich die Lage deutlich verschärft. Duarte, der der regierenden Partei PRI angehört, wird seit Oktober vergangenen Jahres wegen illegaler Bereicherung im Amt und anderer Vergehen gesucht – er ist untergetaucht.
Lucía Díaz Genao, wie eigentlich alle Angehörigen der mehr als 30.000 Verschwundenen in Mexiko, geht davon aus, dass Massengräber wie dieses und die über 200 anderen, die seit 2007 in Mexiko entdeckt wurden, ohne staatliche Mithilfe nicht über Jahre hätten benutzt werden könnten. „Wie ist es möglich, dass hier das größte geheime Massengrab des Landes, womöglich sogar Lateinamerikas, entstehen konnte, ohne dass die Behörden das mitbekommen?“, fragt sie.
Von den 253 Leichen konnten bislang lediglich zwei identifiziert werden. Dabei handelt es sich um einen polizeilichen Ermittler und seinen Assistenten. Beide wurden von staatlichen Sicherheitskräften im April 2013 festgenommen und waren seither verschwunden.
Bernd Pickert
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