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Iran zwischen Krieg und Techno

PROGRAMMKINO Das Hamburger Kino B-Movie widmet sich im März mit einer Reihe dem Iran. Mit dabei: der aktuell Oscar-prämierte „The Salesman“

Mit einer mehrteiligen Reihe widmet sich das Hamburger Kino B-Movie auf St. Pauli ab heute Filmen aus dem Iran. Anlass ist für die Betreiber des kleinen, unabhängigen Kinos das persische Neujahrsfest, das am 20. März stattfindet. Trotz Zensur ist der Iran nämlich ein reiches Filmland.

Unter anderem ging auch der diesjährige Oscar für den besten fremdsprachigen Film an „The Salesman“ des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi – und nicht an die deutsche Produktion „Toni Erdmann“. Das hatte womöglich auch politische Gründe, zu einem schlechten Film wird „The Salesman“ deshalb aber nicht.

Das Drama über ein Laiendarsteller-Paar, das in eine existenzielle Krise gerät, nachdem die Frau bei einem Überfall sexuell missbraucht wurde, steht auch auf dem Programm und wird die Reihe mit Vorstellungen am 23., 26. und 30. März abschließen. Farhadi hat den Oscar schon zum zweiten Mal gewonnen. 2012 wurde er für „Nader und Simin – eine Trennung“ ausgezeichnet, für den er auch den Goldenen Bären der Berlinale bekam. Auch „Nader und Simin“ läuft im Rahmen der Iran-Reihe im B-Movie – erstmals am nächsten Sonntag.

Den Auftakt für den Themenkomplex macht heute Abend um 20 Uhr mit „Der Apfel“ von Samira Makhmalbaf der älteste Film der Reihe. Makhmalbaf war 1997 bei den Dreharbeiten erst 17 Jahre alt war. Ihr Regiedebüt wurde damals in Cannes gezeigt und weltweit zu Festivals eingeladen. Sie erzählt darin die wahre Geschichte von Zwillingsschwestern, die 12 Jahre lang von ihrem Vater eingesperrt wurden.

Im Anschluss wird ab 22 Uhr ein Kontrastprogramm geboten: In „Raving Iran“ erzählt die Schweizer Dokumentarfilmerin Susanne Regina Meures von zwei iranischen Techno-DJs. Diese Art von Musik ist in der islamischen Republik verboten und so blühen die beiden Protagonisten erst auf, als sie zu einem Rave nach Zürich ausreisen dürfen.

Auch der Roadmovie „Modest Reception“ von Mani Haghighi ist im B-Movie dabei. Darin fahren ein älterer Mann und eine junge Frau durch ein Gebirge und verschenken Geldsäcke an Dorfbewohner. Sie haben nur eine Bedingung: Die Begünstigten dürfen es nicht für altruistische Zwecke ausgeben, nicht hungernden Verwandten etwas abgeben oder ein verstorbenes Kind beerdigen. In der bitteren Satire werden universelle Fragen über Macht, Verführung und Moral durchgespielt.

In Großbritannien produziert wurde „Under the Shadow“ von Babak Anvari, der im Teheran des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak spielt. Der Film handelt von übernatürlichen Dingen in einem Haus und einer alleinerziehenden Mutter, die Angst bekommt, ihren Verstand zu verlieren. Ein Horrorfilm, der die Schrecken des Krieges denen des Genres gegenüberstellt.

Von dem Altmeister des iranischen Kinos, Abbas Kiarostami, der im letzten Jahr gestorben ist, sind die beiden bekanntesten und schönsten Filme im Programm. In „Der Wind wird uns tragen“ wird von den Dreharbeiten eines Filmteams in einem Dorf erzählt, das sich mit einem Jungen anfreundet.

Und in „Der Geschmack der Kirsche“ folgt Kiarostami, mit den für ihn typischen langen Einstellungen aus einem fahrenden Auto heraus, einem lebensmüden Mann, der den ganzen Film über versucht, jemanden zu finden, der ihn tötet. hip

Filmreihe „Eid Mubarak!“ vom 2. – 30. März im B-Movie, Brigittenstraße 5, Hamburg

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