Rainer Schäfer Radikale Weine:
Als Markus Schneider seine ersten Flaschenweine abgefüllt hatte, stellte er stolz ein handgeschriebenes Schild an den Straßenrand: Wein zu verkaufen. Heute erzeugt er im Jahr über 800.000 Flaschen Wein. Schneider, Jahrgang 1975, ist ein Phänomen in der deutschen Winzerszene. Aus dem Nichts hat er in Ellerstadt in der Pfalz ein florierendes Unternehmen aufgebaut. Sein Vater Klaus verdiente sein Geld noch als Traubenproduzent und verkaufte seine Ernte an andere Winzer.
Keiner hat den deutschen Rotwein zuletzt so geprägt wie Schneider: Er hat ihm eine lässige und ungewohnt lustvolle Attitüde verpasst. Auch als er noch nicht reisen konnte, fing Schneider mit seinen Weinen mühelos den Charme der großen weiten Welt ein. Die Pfalz kann, von ihm interpretiert, nach Napa Valley oder Barossa Valley schmecken, ausgesprochen undeutsch.
Und Schneider ist weiter auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Gemeinsam mit dem südafrikanischen Winzer Danie Steytler erzeugt er einen Rotwein, den Vet Rooi Olifant. Steytler, Jahrgang 1980, führt in Stellenbosch das Weingut Kaapzicht. Jahrelang hat er Rugby gespielt und ist entsprechend kräftig gebaut. Beide sind keine Kostverächter, gutes Essen verbindet sie. Auch darüber, wie Wein zu schmecken hat, sind sie sich einig: „Wir mögen es gerne kräftig“, sagt Schneider.
Bei seinem ersten Besuch in Stellenbosch beobachtete er fasziniert die Weinberge, in denen riesige Granitbrocken in der Abendsonne leuchteten wie fette rote Elefanten. Oder in Afrikaans: Vet Rooi Olifants. Der Name für den Wein der starken Kerle war gefunden, eine Cuvée von Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz, Pinotage und Cabernet Franc.
Der Olifant duftet nach Cassis und Brombeeren, er ist reich am Gaumen, wo reife Schwarzkirschen, Schokolade und geschmeidige Gerbstoffe sich genussvoll verbinden. Er macht sich besonders gut an kalten Abenden. Ein Wein, der Körper und Geist wärmt.
Vet Rooi Olifant 2012, Markus Schneider, 16,90 Euro, Bezug über www.black-print.net
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