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Es gibt Zoff um Griechenland

Wirtschaft Die Finanzminister der Euro-Partner diskutieren über die Zukunft des Landes an der Ägäis. Es gibt mal wieder ordentlich Streit. In puncto Pro-Kopf-Wirtschaftskraft spielt Griechenland mittlerweile in einer Liga mit Slowenien, Malta, Portugal und Estland

von Ingo Arzt

Immerhin, es gibt auch Zeichen der Hoffnung in Griechenland: Die extrem hohe Arbeitslosigkeit ging in der letzten Zeit leicht zurück. Seit Wochen aber prüfen die Gläubiger, die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds (IWF), ob die Griechen die gewünschten Reformen erfüllen.

Die Reformen sind die Bedingung für den Kredit von 86 Milliarden Euro, der bis 2018 stückweise aus einem dritten Hilfspaket an das Land fließen soll. Was nicht heißt, dass Griechenland 86 Milliarden Euro bekommt; es werden nur alte Kredite durch neue abgelöst. Am 3. März sind 1,4 Milliarden Euro fällig. Das schafft das Land noch, aber brenzlig wird es im Sommer – bis dahin müssen neue Milliarden genehmigt sein.

Jetzt gibt es Zoff aus mehreren Ecken: Der IWF ist bisher nicht am dritten Kreditpaket aus dem Jahr 2015 beteiligt. Und die UNO glaubt, dass die Griechen mit 184 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung so viele Schulden haben, dass sie mit dem Klotz am Bein ohnehin nie wieder auf einen grünen Olivenzweig kommen. Der IWF will einen Schuldenschnitt.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagt da­gegen: Egal wie, es wird gezahlt. Er will, dass die Griechen einen Haushaltsüberschuss von 3,5 Prozent erwirtschaften, Zinszahlungen ausgenommen. Derzeit haben die Griechen einen Haushaltsüberschuss von einem Prozent.

Was aber soll aus einem Land werden, in dem nur gespart wird? Wie soll es sich entwickeln, wenn die Bevölkerung aus Verzweiflung auswandert und immer weniger Mittel für Bildung und Gesundheit bereitstehen? Wer soll künftig das Geld verdienen, das die Gläubiger fordern? Leider keine Fragen, die sich die Finanzminister am Montag stellen werden.

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