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„Dresden-Holocaust“und Anti-Nazi-Proteste

ERINNERN Vor dem Dresdner Zerstörungsgedenken marschieren Neonazis – mit heftigen Parolen

DRESDEN taz | Zuerst die gute Nachricht: Bei den Demonstrationen kurz vor dem Gedenktag an die Zerstörung Dresdens 1945 brachten zivilgesellschaftliche Kräfte am Samstag mehr Menschen auf die Straße als die beiden Nazi-Aufmärsche. Diese hatten es allerdings in sich.

Der erst kürzlich aus der Haft entlassene Holocaust-Leugner Gerhard Ittner aus Fürth bezeichnete sich selbst als „überzeugten Nationalsozialisten“ und pries die NS-Ideologie als „Modell für die ganze Welt“. Der alliierte Luftangriff war für ihn der „Dresden-Holocaust“ und „Völkermord“. Auch im konkurrierenden Aufzug des Neonazis Maik Müller fiel mehrfach der Begriff vom „Bombenholocaust“, mit dem schon der NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel 2005 für Empörung gesorgt hatte. Polizisten schritten nicht ein, der Staatsschutz aber ermittelt zu den Äußerungen.

Der Missbrauch des Dresden-Gedenkens hatte 2009 mit rund 7.000 rechten Marschteilnehmern seinen Höhepunkt erreicht. Zuletzt blieben die Aufmärsche aber bedeutungslos. In diesem Jahr erhielt die Auseinandersetzung um die Gedenkkultur neue Brisanz durch zwei Dresdner Kunstwerke, darunter die an Aleppo mahnenden Busse vor der Frauenkirche.

Das rechte Lager aber ist gespalten. Gerhard Ittner bezeichnete seinen sächsischen Konkurrenten Maik Müller als „vom Verfassungsschutz bezahlten Verräter“. Etwa 250 vorwiegend ältere Dresdner folgten dem Ittner-Aufruf, am Ende hörten aber nur noch rund 80 zu. Beim Schweigemarsch Müllers mit 600 Teilnehmern waren vor allem Kameradschaften und NPD-Reste vertreten.

Dieser Zug musste zwei kleinere Sitzblockaden in der Südvorstadt umgehen. Zuvor war es etwa 200 linken Demonstranten gelungen, die Marienbrücke zu blockieren und damit den Ittner-Aufzug zu einer starken Verkürzung seiner Route zu zwingen. Die etwa 1.000 Polizisten mussten nicht einschreiten.

Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ zog mit etwa 400 Anhängern friedlich durch die Innenstadt, wurde aber am Hauptbahnhof auf Distanz zur Müller-Kundgebung gehalten.

In letzter Minute hatte auch Joachim Klose, Moderator der Diskussionsplattform „AG 13. Februar“, eine Demonstration angemeldet. Auch die AG wolle Gesicht zeigen, sagte Klose, der zugleich die Adenauer-Stiftung in Sachsen leitet. Mobilisieren konnte er nur etwa zwei Dutzend Bürger, darunter allerdings Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und eine CDU-Stadträtin. Hilbert, der wegen Morddrohungen unter Polizeischutz steht, äußerte sich zufrieden, dass es in den vergangenen Jahren gelungen sei, „wieder die gestalterische Oberhand zu gewinnen“.

Das soll sich auch am Gedenktag des Luftangriffs am Montag widerspiegeln. Höhepunkt wird wieder die Menschenkette um die Innenstadt sein. Zuvor veranstaltet „Dresden Nazifrei“ den Rundgang „Täterspuren“. Ein rechter Aufmarsch steht erst Dienstagabend an, wenn ein AfD-Gedenken vermutlich auch Pegida-Anhänger ­anziehen wird. Micha Bartsch

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