piwik no script img

Der Senat findet Kabul sicher

UMSTRITTEN 25 Afghanen wurden von Frankfurt nach Afghanistan geflogen, davon drei aus Hamburg

„Mit Abschiebungen demonstriert Hamburg entschlossene Härte“

Christiane Schneider, LinkE

Hamburg hat sich erneut an einer bundesweiten Sammelabschiebung nach Afghanistan beteiligt. Drei der 26 Afghanen, die am Montagabend auf dem Frankfurter Flughafen in den Flieger nach Kabul gesetzt wurden, stammten aus Hamburg. Es handelte sich bei allen Abgeschobenen um alleinstehende Männer, einige von ihnen seien straffällig geworden, hieß es.

Die Hamburger Innenbehörde setzt damit die in der vergangenen Woche innerhalb der SPD-Fraktion vereinbarte Linie und damit die Abschieberichtlinien des Bundesinnenministerium um. Abgeschoben werden demnach vorerst nur Straftäter oder Männer, die noch nicht lange in Deutschland sind. Das es auch anders ginge, zeigt etwa Schleswig-Holstein, das wegen der angespannten Sicherheitslage nicht nach Kabul abschiebt.

Die Zahl der potenziell Betroffenen in Hamburg liege derzeit „im zweistelligen Bereich“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) vergangene Woche. Kinder, Familien, Menschen über 65 Jahren und minderjährige Geflüchtete werden nicht abgeschoben.

Dass überhaupt erneut nach Afghanistan abgeschoben wurde, löste heftige Proteste bei den Kirchen, der Linken und bei Flüchtlingsinitiativen aus. „Die Sicherheitslage im ganzen Land lässt keine Abschiebungen nach Afghanistan zu“, klagte etwa die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche und Hamburger Pastorin, Dietlind Jochims, mit Hinweis auf die nicht abebbenden Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Radikalislamischen Taliban.

„Mit den Abschiebungen nach Afghanistan demonstriert Hamburg entschlossene Härte“, sagte Christiane Schneider (Linke). „In der irrigen Erwartung, vor den Bundestagswahlen den Rechtspopulisten das Wasser damit abzugraben, lässt Schwarz-Rot-Grün selbst die Kritik der Kirchen, von Sozialverbänden und Menschenrechtsorganisationen an sich abprallen.“ mac

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen