: Herr Präsident hat alles im Griff
Afrika-Cup Issa Hayatou ist schon seit 29 Jahren Chef des afrikanischen Fußballverbandes. Nun kommen vier weitere Jahre dazu
Persönliches Wohlergehen der eigenen Leute ist bei der CAF Kultur, seit Hayatou 1988 den Vorsitz übernommen hat. Der Kameruner, der mit seinen vier Kindern und Ehefrau in Yaoundé residiert, hat es in seinen 29 Jahren Amtszeit geschafft, den Reichtum der CAF stetig zu mehren und die Clique seiner Freunde und Kollegen reichlich teilhaben zu lassen. Man mag die Versuche, Hayatou der Korruption zu überführen, ihn aus dem Amt zu drängen, schon gar nicht mehr zählen. Es gab schon so viele.
Den ernst zu nehmendsten unternahm 2010 der britische Enthüllungsjounalist Andrew Jennings, der Hayatou nachwies, in den neunziger Jahren Bestechungsgelder für Fernsehrechte erhalten zu haben. Hayatous Verteidigungsstrategie in diesen Fällen war bisher stets so simpel wie erfolgreich: Er streitet persönliche Bereicherung einfach ab. Und bleibt im Amt.
Hayatou hat das Funktionärswesen von der Pike auf gelernt. 1974, gerade einmal 28-jährig, wechselte der bis dahin erfolgreiche Basketballer und Mittelstreckenläufer auf die andere Seite und wurde Generalsekretär des kamerunischen Fußballverbandes. 1985 wurde er dort Präsident, 1988 übernahm er die CAF. 1992 wurde er Fifa-Vizepräsident, seit 2001 ist er auch IOC-Mitglied.
Der 71-Jährige spielt auf der Klaviatur des Gebens und Nehmens virtuos wie kaum ein Zweiter. Das geht auch, weil er sich in Afrika ein Netzwerk aus Getreuen geschaffen hat, die zu ihm halten – und die Geschäfte, die möglicherweise nicht ganz sauber ablaufen, jenseits der Öffentlichkeit zu halten wissen.
Jüngstes Beispiel: Als die CAF im Herbst 2016 quasi nebenbei verkündete, die TV- und Marketingrechte all ihrer Events für weitere zwölf Jahre an die Lagardère-Tochter Sportfive verkauft zu haben, bemühte man sich zunächst, die massiv verbesserte Einnahmesituation zu preisen. Eine Milliarde US-Dollar war der Kontrakt schwer – für die gleichen Rechte hatte man von 2010 bis 2017 noch lediglich 140 Millionen US-Dollar eingestrichen.
Hayatou und seine Leute hatten aber wieder einmal einen Alleingang vorbei an den Interessen anderer veranstaltet. So kündigte der ägyptische Verband eine Klage wegen des Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht an, weil die CAF die Rechte nicht ausgeschrieben hatte. Hintergrund: Mächtige Player wie die ägyptischen, südafrikanischen oder nigerianischen Fußballverbände würden mit Einzelvermarktungen von Spielen ihrer Nationalteams weitaus höhere Einnahmen generieren, als sie sie nun aus dem neuen Deal von CAF mit Sportfive erhalten.
Hayatou sieht solchen Klagen ganz locker entgegen – wohl wissend, dass sie allesamt im Sande verlaufen und chancenlos sein werden. Seine Macht in den Gremien ist nämlich unantastbar und wird es auch vorerst bleiben.
Im März wird Hayatou sich in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba im Rahmen der 60-Jahr-Feier der CAF für seine achte Amtszeit bis 2021 wählen lassen, das ist schon ausgemachte Sache. Schließlich wurde dafür extra jüngst die CAF-Regel außer Kraft gesetzt, nach der ein Amtsträger nicht älter als 70 Jahre sein durfte.
Und wenn es einmal doch zu einem ernsthaftem Aufbegehren gegen seine Machenschaften kommt, schickt Hayatou die Kavallerie los. Wie jüngst geschehen, als bekannt wurde, dass Ahmad Ahmad, Präsident des Fußballverbandes Madagaskars, tatsächlich plane, bei den Wahlen gegen den Chef anzutreten. Noch am selben Tag wurde bekannt, dass das CAF-Exekutivkomitee Madagaskar die Austragung des für April 2017 geplanten Afrika-Cups der U-17-Junioren wieder entzogen hat. Gründe wurden nicht genannt. Olaf Jansen
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