piwik no script img

CDU und FDP wollen nach Kabul abschieben

Asyl Schleswig-Holstein schiebt derzeit aus humanitären Gründen nicht nach Afghanistan ab und stellt sich damit gegen die Linie der Bundesregierung. Die Opposition fordert nun, den Kurs zu ändern

Die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern aus Afghanistan bleibt in Schleswig-Holstein heftig umstritten. Während Innenminister Stefan Studt (SPD) am Mittwoch im Landtag erneut den geplanten dreimonatigen Abschiebestopp verteidigte, forderten die Oppositionsparteien CDU und FDP schnellere Abschiebungen und eine Abschiebehaftanstalt.

„Es ist aus humanitären Gesichtspunkten nicht nachvollziehbar und angesichts unserer völker- und menschenrechtlichen Verpflichtungen höchst fragwürdig, aktuell normale Abschiebungen in dieses Land vorzunehmen“, sagte Studt. Er verwies erneut auf die Sicherheitslage in Afghanistan und den betreffenden Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Die Bundesregierung will hingegen weitere Abschiebungen nach Afghanistan auf den Weg bringen.

„Der Landesregierung ist in der Flüchtlingspolitik seit Monaten der Kompass abhandengekommen“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Daniel Günther. Während der Bund und fast alle Länder „Maß und Mitte“ gefunden hätten, isoliere sich Schleswig-Holstein immer mehr. SPD-Fraktionschef Ralf Stegner warf der Opposition „billige Polemik“ vor. Die Landesregierung setze vor allem auf die freiwillige Rückkehr und auf Humanität.

Günther forderte, Algerien, Marokko und Tunesien als sichere Herkunftsländer anzuerkennen. 1.500 Menschen aus diesen Staaten lebten in Schleswig-Holstein, mehr als 600 von ihnen seien 2015 einer Straftat verdächtigt worden. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) ignoriere das. „Damit isolieren Sie Schleswig-Holstein in der Familie der Bundesländer.“

Derzeit werden in Schleswig-Holstein 728 Afghanen geduldet. Ihre Abschiebung ist vorübergehend ausgesetzt. Im vergangenen Jahr wurden 730 Menschen aus Afghanistan als Flüchtlinge anerkannt, in 374 Fällen wurde subsidiärer Schutz gewährt, nur in zehn Fällen Asyl. (epd/dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen