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Die Elphi stürzt ein

Konzert-Satire

Einsturzgefährdet? Das ist die Hamburger Elbphilharmonie durchaus gewesen. Ganz zu Anfang war das, als alle dem Bau zugestimmt hatten, ohne zu bedenken, dass ein alter Kakaospeicher vielleicht kein schweres Konzerthaus trüge. So kam es auch. Hunderte neuer Pfähle wurden in Hamburgs Hafenschlamm gerammt, damit alles hielt.

Jetzt ist das Haus offen, und es hat gehalten. Da Intendant Christoph Lieben-Seutter aber über die schöne Fähigkeit zur Selbstironie verfügt, hat er für den 21. Januar die Avantgarde-Popband „Einstürzende Neubauten“ eingeladen. Denn Lieben-Seutter verstand sich zwar nie als Bauverantwortlicher, Spott hat er während seines zehnjährigen Leerlaufs ohne Haus aber schon abbekommen.

Um nun nicht allzu plump an den Bauskandal zu erinnern, bittet er nun ausgerechnet diese Musiker, die Akustik des großen Saals zu testen. Für die Band ist das ein weiterer Schritt ins Establishment, ist die Elbphilharmonie doch – anders als der 2004 bespielte „Palast der Republik“ der Ex-DDR – ein kapitalistisches Statussymbol. Zudem hat das „Greatest Hits“-Programm weniger Tiefe als „Lament“, das die Musiker 2014 zum Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Belgien spielten.

Doch für die Elbphilharmonie hat dieser Auftritt im großen Saal Symbolcharakter. Denn erstens bezog sich der einjährige Baustopp 2011/2012 auf genau diesen Saal. Zweitens ist der vor allem für Klassik konzipiert.

Wie wird es also werden, wenn elektronisch verstärkte Vorschlaghammer dort erklingen? Gibt das nicht wenigstens ein, zwei Risse in der weißen Haut? Falls ja, wäre es schon peinlich. Denn dann wäre die Elbphilharmonie doch kein „Haus für alle“. Jedenfalls nicht für alle Musikgenres und deren Fans. PS

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